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Auf Guernica folgte Almeria
Vor Spaniens Küsten - Hitlers Hilfe für Franco
Als am 18. Juli 1936 in Spanisch-Marokko und in Spanien selbst mit General Franco an der Spitze ein seit Monaten vorbereiteter Militärputsch gegen die Volksfrontregierung begann, blieben zum größten Teil die Mannschaften der Flotte und der Luftwaffe, auch eine Reihe von Offizieren, der Republik treu. Mit dem Hauptteil der Flotte - die meisten Schiffe lagen in den Kriegshäfen Cartagena und Mahon auf der Baleareninsel Menorca - besaß die spanische Republik die Seeherrschaft im westlichen Mittelmeer. In den Händen der Putschisten befanden sich lediglich einige in Häfen des nordwestlichen Spaniens liegende Schiffe.
Das Hauptproblem für Franco war daher in der Anfangsphase des Krieges, die putschenden Truppenverbände aus Marokko nach Spanien zu überführen. Dies gelang allein, weil Hitler 20 Transportflugzeuge vom Typ Ju 52 entsandte, die bis Mitte Oktober 1936 etwa 15000 Fremdenlegionäre und marokkanische Soldaten sowie 270 Tonnen Kriegsmaterial von Marokko auf die Halbinsel flogen. Auch Italien schickte 12 Flugzeuge. Diese frühzeitige Unterstützung des Franco-Putsches verhinderte dessen Niederlage.
Zur angeblichen »Wahrung deutscher Interessen« und zum »Schutz deutscher Staatsangehörigen« nahmen zudem am 24. Juli 1936 die Panzerschiffe »Deutschland« und »Admiral Scheer«, die seinerzeit modernsten, kampfstärksten deutschen Kriegsschiffe, Kurs auf Häfen an der spanischen Nordwest- und Mittelmeerküste, zeitweilig verstärkt vom dritten Schiff dieses Typs, der »Admiral Graf Spee«. Zusätzlich wurden der Kreuzer »Köln« und die 2. Torpedoboot-Flottille in spanische Gewässer beordert. Später hielten sich auch die Kreuzer »Nürnberg« und »Leipzig«, deutsche Torpedo- und U-Boote vor Spaniens Küsten auf.
Am 24. August 1936 erging Hitlers Weisung, Franco »weitgehendst materiell zu unterstützen«. Schon einen Tag später liefen drei deutsche Dampfer mit 28 Flugzeugen, Munition und anderem Kriegsgerät an Bord nach Südspanien aus. Während sich die Intensität der deutschen und italienischen Kriegslieferungen über See an Franco in den folgenden Monaten verstärkte, bereiteten Hitlerdeutschland mit der im Geheimen formierten »Legion Condor« (bis 1939 insgesamt über 15000 Soldaten) und Mussolini-Italien mit dem »Corpo Truppe Volontarie« (insgesamt ca. 50000 Soldaten) ihr direktes militärisches Eingreifen gegen die Republik vor. Die »Legion Condor« bestand hauptsächlich aus Flieger- und Flakeinheiten, aber auch Panzertruppen. Mit der Intervention erhielten Wehrmachtsführung und Kriegsmarine eine höchst willkommene Gelegenheit, moderne Waffen und Geräte zu erproben. Für die zunächst schwache Franco-Marine kamen deutsche Ausbilder, Nachrichten- und Funkexperten sowie Techniker, Artillerie- und Werftspezialisten als Ausbildungsgruppe »Anker« nach Spanien. Die Gruppe half u.a. bei der Fertigstellung der in der Werft von El Ferrol liegenden Franco-Schiffe. In der Folge wurde sie weiter verstärkt und als Marinegruppe »Nordsee« der »Legion Condor« unterstellt. Ihre Hauptaufgaben waren die Ausbildung der Mannschaften und Offiziere, der Einbau deutscher Waffensysteme auf Franco-Schiffen sowie die Sicherung des Nachschubs der »Legion Condor«. Italien überließ Franco mehrere Zerstörer und U-Boote.
Das alles verschlechterte die seestrategische Lage der spanischen Republik, zumal die inneren politischen Konflikte in der Republik auch die Marine erfassten. So gelang es seit Anfang 1937 der sich mit deutscher und italienischer Hilfe stabilisierenden Franco-Marine nach und nach, im Mittelmeer die Seeherrschaft an sich zu bringen. Ihre Schiffe operierten von Cadiz als Kriegshafen und von den Stützpunkten Malaga, Ceuta und Palma auf Mallorca aus und suchten vor allem die sowjetischen Zufuhren für die Republik zu verhindern. Aus sowjetischen Häfen kommende Transportschiffe mit Kriegsmaterial und Versorgungsgütern - sie erhielten zur Tarnung den Codebuchstaben Y - wurden zum Hauptziel der Franco-Flotte, während die Aufgabe der von sowjetischen Marineberatern unterstützten republikanischen Flotte darin bestand, die »Ypsilons« sicher zu geleiten.
Das seit November 1936 in London tagende »Nichteinmischungskomitee«, dem 27 europäische Staaten, darunter Deutschland und Italien (!), angehörten, führte im April 1937 eine internationale Seeüberwachung Spaniens ein, die britischen und französischen, aber auch deutschen und italienischen Seestreitkräften übertragen wurde. Ausgerechnet Deutschland und Italien wurden zu Wächtern über die Mittelmeerküste der spanischen Republik bestellt! Deutscherseits übernahmen diese Aufgabe die erwähnten drei Panzerschiffe, Torpedo- und U-Boote sowie der Kreuzer »Leipzig«.
Bei Angriffen von Franco-Flugzeugen und republikanischen Fliegern auf jeweils gegnerische Häfen kam es zu einer Reihe von Zwischenfällen mit den zur Überwachung eingesetzten Kriegsschiffen. Der schwerwiegendste war die Bombardierung des Panzerschiffs »Deutschland«. Sie ankerte am 29. Mai 1937 auf der Reede der von Franco beherrschten Baleareninsel Ibiza, die als Kriegsgebiet galt. Zwei republikanische Flugzeuge warfen Bomben auf das deutsche Panzerschiff. 23 Tote (später gestiegen auf 31) und 83 Verwundete waren das Resultat von zwei Treffern. In Berlin bemächtigte sich sofort die Goebbels-Propaganda des »verbrecherischen bolschewistischen Anschlags«. Hitler, Raeder und Göring drängten auf »Vergeltung«. Am 31. Mai beschossen die »Admiral Scheer« und vier Torpedoboote die südspanische republikanische Hafenstadt Almeria, die schwere Zerstörungen und hohe Verluste unter der Bevölkerung erlitt. Mit der Beschießung Almerias folgte Raeders Kriegsmarine der Luftwaffe Görings und deren barbarischen Überfall auf Guernica am 26. April.
Von Mai bis August 1937 häuften sich die Angriffe »unbekannter« Unterseeboote gegen Schiffe verschiedener Nationen im Mittelmeer, insbesondere gegen solche, die den Nachschubtransport für die republikanischen Streitkräfte besorgten. Sie wurden vor allem von italienischen U-Booten gefahren. Gegen diese Piratenakte der Faschisten beschloss im September 1937 die Konferenz von Nyon zur Sicherung der Seeschifffahrt im offenen Meer eine Reihe von Maßnahmen, die nun wirkungsvoll von britischen und französischen Einheiten umgesetzt wurden.
Zu dieser Zeit hatten jedoch Francos Truppen gemeinsam mit italienischen Kräften und deutscher Luftunterstützung bereits die gesamte nord- und nordwestspanische Küste in der Hand. Im März 1938 errang die republikanische Flotte zwar vor Cartagena noch einen Erfolg gegen Franco, aber Einfluss auf den Kriegsverlauf hatte dieser nicht mehr. Der Krieg endete am 1. April 1939. Schon zuvor hatten die Westmächte Francos Regierung diplomatisch anerkannt und waren damit Hitler und Mussolin...
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