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Totenruhe und Wildschweinplage
Auf dem Stahnsdorfer Friedhof darf künftig gejagt werden
Feuer frei auf Schwarzkittel. Zur Bekämpfung der Wildschweinplage darf ausnahmsweise in bewohnten Gebieten geschossen werden – und auf dem Stahnsdorfer Friedhof.
Der Landtagsabgeordnete Andreas Bernig (LINKE) verweist auf Berichte, wonach der Friedhof regelmäßig durch Wildschweine verwüstet wird. Vor dem Hintergrund, dass die Untere Jagdbehörde den Jägern dennoch die effektive Bejagung verweigere, fragte Bernig, welche Möglichkeit es gebe, die Totenruhe und den Schutz des Friedhofs in Übereinstimmung zu bringen. Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) bestätigt, dass Friedhöfe zu befriedeten Bezirken erklärt worden sind. »Dort ruht die Jagd.« Allerdings kann »im Einzelfall« die Jagd gestattet werden, um die von Wildtieren verursachten Schäden zu verhindern. Eine solche Jagd wäre immer zeitlich befristet und auf bestimmte Tierarten beschränkt.
Was den Friedhof betreffe, sei eine vollständige und intakte Umzäunung das beste Mittel gegen Wildschweine. Nach einer Überprüfung des Zauns am 15. Mai seien Reparaturen vereinbart worden. Wenn diese Arbeiten erledigt sind, werde die Untere Jagdbehörde Potsdam-Mittelmark erlauben, die auf dem Gelände verbliebenen Tiere abzuschießen.
Ausnahmegenehmigungen kann es auch für die Jagd in Wohngebieten geben. Möglich sind ferner die Erlaubnis für Saufänge und der Schrotschuss auf Frischlinge bis zu einem Gewicht von zirka zehn Kilogramm. Die Jäger sind angehalten, durch möglichst viele Abschüsse von Schwarzwild außerhalb der Orte die Bestände zu verringern. So soll der weitere Zulauf von Wildschweinrotten in bewohnte Gebiete gebremst werden. Von regelrechten Wildschweinplagen betroffen sind vor allem Gemeinden mit viel Wald oder Grünanlagen. Dazu zählen Potsdam, Kleinmachnow, Stahnsdorf, Falkensee, Werder/Havel, Borkheide und Borkwalde.
Die Abschussergebnisse der vergangenen Zeit signalisieren einen rasanten Anstieg des Bestands. 2008 wurden mehr als 80 000 Wildschweine geschossen, im Jahr zuvor waren es 64 500. Weiteres Indiz ist die Entwicklung bei den Verkehrsunfällen mit Wildschweinen. Die Zahl der Unfälle erhöhte sich zwischen 2007 und 2009 von 1800 auf 3000. Auch die Wildschäden nahmen zu. 2006/2007 ermittelten die Kommunen einen Schadenssumme von insgesamt 164 363 Euro, ein Jahr später wurde schon eine Summe von 257 412 Euro errechnet. Die Tiere verwüsten beispielsweise Vorgärten. Ausgleichszahlungen dafür gibt es nicht. Es ist auch nicht vorgesehen, so etwas einzuführen.
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