Energetisch modernste Schule

Hohen Neuendorf investierte zwölf Millionen Euro / Schlüssel übergeben

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
»Auch ich verlaufe mich noch, macht euch keine Sorgen, wenn es euch auch so geht«, ermunterte Schulleiterin Ilona Petrausch ihre Zöglinge. Gestern erhielt sie einen symbolischen Schlüssel für die neu gebaute Grundschule Niederheide.
Blick von einer Bank auf dem Schulhof ND-
Blick von einer Bank auf dem Schulhof ND-

»Ihr nehmt heute Besitz von einer Schule, die ihresgleichen sucht«, sagte Hohen Neuendorfs Bürgermeister Klaus-Dieter Hartung (LINKE) den in der Turnhalle versammelten Kindern. Es sei die energetisch modernste Schule Deutschlands – »und Deutschland ist groß«.

Zwölf Millionen Euro steckte die Stadt Hohen Neuendorf (Oberhavel) in den Gebäudekomplex an der Goethestraße 1. Davon waren eine Million Euro Fördermittel. Das sei das größte Bauvorhaben in der Geschichte der Stadt gewesen, erklärte Hartung. 24 000 Einwohner zähle Hohen Neuendorf. Die Schüler sollten sich einmal ausrechnen, wie viel die Bürger pro Kopf zum Neubau beigetragen haben; und sie sollten versprechen, dass die Bildungsstätte in dem schönen Zustand bleibt. Die Jungen und Mädchen zeigten sich begeistert. Besonders der Schulhof am Waldrand sei ein Traum, schwärmten sie.

Hinter der Klinkerfassade verberge sich eine mehr als 20 Zentimeter dicke Dämmschicht, erläuterte Gustav Hillmann vom Berliner Architektenbüro IBUS. Kalte Frischluft wird extra an warmer Abluft vorbeigeführt, um sie vorzuwärmen. Große Betonflächen im Innenraum dienen als Klimapuffer: Sie kühlen im Sommer und wärmen im Winter. Das alles sorgt dafür, dass selbst in der kalten Jahreszeit kaum geheizt werden muss. Es gibt zwar eine Heizanlage, in der Holzpellets verfeuert werden. Viel Heizenergie sei jedoch nicht notwendig, betonte Hillmann.

Auf den Dächern befinden sich Solarzellen, die jede Menge Strom erzeugen, mehr als die Schule selbst benötigt. Der überschüssige Strom wird ins Netz eingespeist. Das Entgelt dafür genügt nicht nur, die geringen Heizkosten zu decken. Es bleibt darüber hinaus noch etwas Geld übrig.

Große Fenster lassen viel Tageslicht herein. Wenn die Sonne zu sehr blendet, werden in den Klassenräumen nur unten die Jalousien herunter gelassen. Oben sorgen Milchglasscheiben dafür, dass immer noch Licht eindringen kann. So muss nicht so häufig das Licht eingeschaltet werden.

Drei zweistöckige Gebäuderiegel sind rechts durch einen Gang verbunden, der noch weiter reicht bis zur Turnhalle, die ganz am Ende steht. Es sind jetzt 280 Jungen und Mädchen in der Grundschule Niederheide. Allerdings gibt es dort noch keine sechste Klasse. Wenn im kommenden Schuljahr die nächsten ABC-Schützen nachrücken, werden es 340 Schüler sein, sagt Stadtsprecherin Ariane Fäscher.

Noch sind einige Restarbeiten zu erledigen. Ein paar Türen sind mit dem Hinweis »Baustelle« versperrt. So soll die Bibliothek erst im kommenden Schuljahr eröffnet werden und bei den Umkleiden in der Turnhalle hängen Kabel von der Decke, an die erst noch die Lampen angeschlossen werden müssen. Vor dem Eingang glättete ein Arbeiter die Fugen einer niedrigen Ziermauer. Auf dem Schulhof schloss ein Gärtner Schläuche an und goss schließlich die gepflanzten Büsche. Maler liefen mit Farbeimern durch die Gänge. Ein Schlosser werkelte an einer Tür. Aber sämtliche Klassenräume sind vollendet – und sie sind sehr modern. Jede Klasse hat einen Bereich für sich, zu dem auch jeweils eigene Toiletten gehören. Die Idee dabei: wer ein WC verunreinigt oder gar demoliert, schadet nur sich allein. Das müsste den in Schulen oft beobachteten Vandalismus erheblich einschränken.

Der Bürgermeister tröstete die Kinder. Er fragte: Als die Oma das neue Haus besuchte, war da schon jede Fliese geklebt, stand der Gartenzaun schon? »Nein!« Bereits in dreieinhalb Wochen sind Ferien. Im neuen Schuljahr dann wird alles fertig sein, versprach Hartung. Am 31. August soll die Einweihung richtig gefeiert werden.

Der Umzug der Grundschüler erfolgte bereits jetzt, damit bald weitere Verlegungen möglich sind. Nach einem Umbau des alten Schulgebäudes zieht eine Oberschule dort hinein. In die damit frei werdende alte Oberschule wiederum kommt ein Hort, der bislang provisorisch in Containern untergebracht war.

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