Eine Woche Fußball ohne Vorurteile

Mädchen und Frauen aus aller Welt treffen sich im Juni bei »Discover Football« in Kreuzberg

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 3 Min.

Beim Fußballspielen geht es nicht immer nur ums Tore schießen. Gerade Frauen werden bei der Ausübung dieses Sports oftmals mit Sexismus und Vorurteilen konfrontiert. Bei der Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland erfährt die Sportart besondere Beachtung. Jenseits der Grenzen Europas kämpfen Frauen auf und neben dem Platz aber noch immer mit gesellschaftlichen Widerständen. Bei einem internationalen Fußballfestival in Berlin sollen sie frei von Diskriminierung spielen können. Dafür richtet der Fußball und Begegnung e.V. Ende Juni in Kreuzberg die zweite Auflage von »Discover Football« aus.

Wie letzten Sommer werden sieben Teams zum »Discover Football«-Turnier eingeladen. Entscheidend war nicht nur die sportliche Leistung. »Uns ist wichtig, dass sich die Spielerinnen für andere Menschen einsetzen«, erklärt Andrea Linke von Fußball und Begegnung die Bedeutung von sozialem Engagement. So hat eine Jury unter Vorsitz des DFB-Präsidenten Theo Zwanziger aus 39 Bewerbern das Team »Mifalot Hinuch« mit Spielerinnen aus Israel, Jordanien und palästinensischen Gebieten ausgewählt, weil sich der Sportverband um Friedensförderung und Integration bemüht. Ebenso darf das indische Frauenteam von »Slum Soccer« teilnehmen. Es unterstützt in seiner Heimat Obdachlose, Suchtkranke und Kinder von Prostituierten. Die Fußballerinnen der »NELO – Mamfe« aus Kamerun werden eingeladen, weil sie sich für die gesellschaftliche Akzeptanz von HIV-Infizierten einsetzen.

Weiterhin bereichern Frauen aus Brasilien, Frankreich, Togo und Ruanda das Festival. Das achte Team wurde von den Veranstaltern mit dem Hörfunksender »Radio eins« aus engagierten und fußballbegeisterten Berlinerinnen und Brandenburgerinnen eigens zusammengestellt.

Drei Wochen vor Beginn des Festivals laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Noch haben nicht alle Spielerinnen ihre Pässe und Visa erhalten. »Das ist immer das große Bangen«, berichtet Johanna Small, die in Kontakt mit den Teams und dem Auswärtigen Amt steht. Das Außen- sowie das Innenministerium übernehmen als Partner von »Discover Football« einen Großteil der Kosten.

Nicht alles klappt reibungslos. Die afghanische Nationalelf, die bereits 2010 in Berlin zu Gast war, nimmt ihre Einladung dieses Mal nicht wahr. Ein französisches Team wurde nachnominiert. Bereits im letzten Jahr konnte ein afrikanisches Team nicht anreisen, weil die deutsche Botschaft an der »Rückkehrwilligkeit« der Spielerinnen zweifelte.

Die Organisatoren wollen in diesem Jahr aber nicht nur besser auf mögliche Absagen vorbereitet sein, sondern jenseits des Spielfelds noch mehr interkulturellen Austausch ermöglichen. »Neben dem Turnier finden zahlreiche Workshops und Konzerte statt«, sagt Linke. So können Eltern ihre Töchter noch bis zum 17. Juni für ein Mädchenfußball-Camp anmelden. Ebenso werden Kreuzberger Schulen und Jugendeinrichtungen eingebunden, indem Jugendliche die Fangesänge für die Teams und eine Ausstellung erarbeiten. Nun fehlen noch Partnerteams, die die anreisenden Spielerinnen betreuen. Die Frauenabteilung von Türkiyemspor Berlin hat bereits zugesagt. Neben weiteren freiwilligen Helfern hoffen die Veranstalter aber vor allem auf viele Zuschauer, wenn die Brasilianerinnen von »Estrela Sports« gegen »NELO – Mamfe« das Turnier und Fußballfest eröffnen.

»Discover Football« findet vom 27.6. bis 3.7. täglich ab 14 Uhr im Willy-Kressmann-Stadion in Kreuzberg statt. Informationen unter: www.discoverfootball.de

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