Kliniken wollen mehr Geld
Krankenkassen finden pauschale Finanzforderungen unangebracht
Aus Universitätsklinika und Krankenhäusern kommt der Ruf nach Finanzhilfen für die Behandlung der EHEC-Patienten.
Er appelliere an die Politik, angesichts der Ehec-Epidemie die geplanten finanziellen Kürzungen für die Krankenhäuser zurückzunehmen, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Georg Baum vor einigen Tagen einer Düsseldorfer Zeitung. Die Epidemie zeige, wie wichtig es sei, in den Krankenhäusern Kapazitäten an Betten und Personal vorzuhalten, »um solche schwierigen Situationen zu bewältigen«. Zurzeit gelinge dies nur, weil die Kliniken untereinander Personal austauschten. Baum ließ auch anklingen, dass man zwar alles tue, was für die Versorgung der Erkrankten notwendig ist, aber nicht wisse, ob die Krankenkassen es auch bezahlten.
Der pauschalen Forderung nach Mittelaufstockung für alle über 2000 Krankenhäuser im Land, von denen nur eine geringe Zahl mit der Behandlung von EHEC-Patienten befasst ist, erteilte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr gestern eine Absage. Krankenhäuser würden nicht nicht mit Mehrkosten für die Behandlung zahlreicher EHEC-Patienten allein gelassen. Die bestehenden Regelungen ermöglichten es stark belasteten Kliniken, zusätzliche Vergütung zu beantragen. Es gebe hier keinen Anlass, an Gesetzen etwas zu ändern.
In den Krankenhäusern werden Patienten seit einigen Jahren nach dem System der Fallpauschalen behandelt. Für bestimmte Krankheitsbilder bekommt das Haus eine bestimmte Summe. Hinzu kommen regionale Vereinbarungen, die Kassen und Kliniken abschließen. So kann es dazu kommen, das ein EHEC-Fall in Hamburg anders vergütet wird als in Schleswig-Holstein, wie der schleswig-holsteinische Gesundheitsminister Heiner Garg kritisiert. Die Pauschalen können auch sinken, je mehr Fälle einer Krankheit behandelt werden.
Jeder Fall im Krankenhaus werde bezahlt, versichert Ann Marini vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen dem ND – natürlich auch bei der Versorgung von EHEC-Patienten. Die kurzzeitige Extremsituation einzelner Disziplinen an Großkliniken lasse jedoch keine Rückschlüsse auf die stationäre Versorgungssituation der ca. 2000 deutschen Krankenhäuser zu, so Ann Marini: »Allein von der gesetzlichen Krankenversicherung erhalten die Krankenhäuser in diesem Jahr die Rekordsumme von 60 Milliarden Euro. Wir haben nach wie vor bundesweit viel zu viele Krankenhausbetten, die leer stehen. Die EHEC-Patienten für monetäre Interessen zu benutzen, wie es die DKG tut, ist nicht richtig«, findet sie.
Krankenhäuser müssen im Falle einer Epidemie für jede Patientin und jeden Patienten ausreichend bezahlt werden, so die gesundheitspolitische Sprecherin der LINKEN im Bundestag, Martina Bunge. »Wenn das derzeit nicht der Fall ist, muss ein Ausgleich stattfinden. Es dürfe keine Anreize geben, dass Patienten aus Kostengründen weiterverwiesen werden.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.