Mit dem Segelboot durch die Lausitz

In zwei Jahren sollen die Kanäle zwischen den gefluteten ehemaligen Tagebauen passierfähig sein

  • Torsten Richter, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Lausitzer Seenland sind Bootstouren zwischen den künstlichen Gewässern frühestens ab 2013 möglich. Dafür sorgen dann die schiffbaren Kanäle. Der Anschluss des Seenlandes an das Berlin-Brandenburger Gewässernetz bleibt dagegen eine Vision.

Berliner Motorbootfahrer müssen auch künftig die rund 120 Kilometer lange Anreise über die Autobahn ins Lausitzer Seenland in Kauf nehmen. Ein Anschluss der künstlichen Wasserlandschaft im Braunkohlerevier an das regionale Gewässernetz ist nach den Vorstellungen der Planer bisher nicht vorgesehen. Das Seenland wird vielmehr als geschlossenes Gebiet an der Landesgrenze von Brandenburg und Sachsen angelegt. Künftig sollen bis zu 13 Kanäle zehn Bergbauseen miteinander verbinden und eine Wasserfläche von 7000 Hektar erschließen.

»Diese Region ist durch die schiffbaren Verbindungen interessant genug«, sagt Dana Hüttner, Sprecherin des Zweckverbandes Lausitzer Seenland Brandenburg (LSB). »Außerdem gibt es für eine Reise auf dem Wasserweg von der Hauptstadt in die Lausitz keine Nachfrage.«

»Als erstes sind ab 2013 Bootstouren zwischen dem Senftenberger See und dem benachbarten Geierswalder See möglich«, erläutert Uwe Steinhuber vom Bergbausanierer LMBV in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz). »Der nördlich angrenzende Partwitzer See sowie der westlich gelegene Sedlitzer See werden ihren Endwasserstand erst 2015 erreichen, dann kann man auch dort mit dem Boot zwischen beiden Gewässern fahren.«

Den Berlinern empfiehlt der Zweckverband LSB, ihre Boote im Ilse-See bei Großräschen (Oberspreewald-Lausitz) in den künftigen Hafen einzusetzen und von dort aus das Seenland zu erkunden. »Ein lohnendes Ziel ist der im Bau befindliche Stadthafen Senftenberg«, empfiehlt Hüttner. Touristen könnten dann von Großräschen aus durch den Ilse-See und den knapp 1200 Meter langen, künftigen Ilse-Kanal bis zum 20 Kilometer entfernten Senftenberger See fahren.

Als besondere Attraktion gilt der fast 200 Meter lange Tunnel des Ilse-Kanals, der zwei Bahntrassen und eine Bundesstraße unterquert. »Die Wassertouristen werden dort zusätzlich mit Hilfe bis zu 15 Meter hoher Lichtstelen durch den Kanal geleitet«, beschreibt Steinhuber das künftige Szenario. Anschließend führt die Tour zum Sornoer Kanal, der den Sedlitzer See mit dem Geierswalder See verbindet.

Dieses Bauwerk, das nach dem abgebaggerten Dorf Sorno benannt wurde, ist 1250 Meter lang und wurde im Dezember 2005 vollendet. Inzwischen führt der sogenannte Überleiter bereits Wasser, das wegen der unterschiedlichen Höhe von einer Wehranlage gestaut wird. Neben dem Kanal steht seit 2008 ein Wahrzeichen des Lausitzer Seenlandes, der 30 Meter hohe Aussichtsturm aus Cortenstahl, im Volksmund »Rostiger Nagel« genannt.

Der Sornoer Kanal führt in den Geierswalder See, den früheren Tagebau Koschen. Noch im Bau befindet sich der »Koschen-Kanal« als Verbindung zum benachbarten Senftenberger See. Dort kreuzen sich zwei Wasserläufe. Die Schwarze Elster wird mittels einer Brücke über den Kanal geführt, der wiederum die Bundesstraße 96 unterquert. Der »Koschen-Kanal« – noch ist der endgültige Name nicht festgelegt – soll laut LMBV im Jahr 2013 vollendet werden.

Wenn alle Kanäle fertig sind, können Touristen per Boot eine rund 30 Kilometer lange, künstliche Wasserlandschaft zwischen dem Senftenberger See im Westen und dem sächsischen Spreetaler See im Osten erkunden. Doch die meisten Bergbauseen auf sächsischen Gebiet – so der Bärwalder See, das Speicherbecken Lohsa, der Dreiweibern-See und der Scheibe-See – bleiben ohne Verbindung. Sie sind zu weit voneinander entfernt. Allerdings wird an einer Verbindung zwischen dem Neuwieser See und dem Blunoer Südsee gearbeitet. Geplant ist auch ein 2,7 Kilometer langer Kanal vom Spreetaler zum Sabrodter See.

Ursprünglich gab es im brandenburgischen Wirtschaftsministerium Überlegungen, in 30 oder 50 Jahren die Spree südlich von Spremberg (Spree-Neiße) mit dem benachbarten Spreetaler See in Sachsen zu verknüpfen. Eine andere Variante sah den Anschluss des Seenlandes über den Altdöberner und Gräbendorfer See mit dem Spreewald vor. Doch diese Pläne wurden bisher aus Kostengründen verworfen. Somit bleibt der Traum von einer durchgängigen Bootstour von Berlin ins Lausitzer Seenland vorerst eine Vision.

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