Christoffers: Bis 2020 ohne Atom

Rot-Rot will noch stärker ehemalige Militärflächen für Windkraftparks und Solarkraftwerke nutzen

  • Lesedauer: 3 Min.
Von Marion van der Kraats, dpa

Frühere Militärflächen stellen Brandenburg vor enorme Herausforderungen. Für ihre Energiepolitik sieht die rot-rote Landesregierung jedoch genau hier auch ein großes Potenzial.

Brandenburg will von dem geplanten Atomausstieg profitieren und seine Vorreiterrolle im Bereich der erneuerbaren Energien weiter ausbauen. »Wir sind dank modernster Technologien und Forschung in einer ausgezeichneten Ausgangsposition, um den offensichtlich politisch gewollten Ausstieg aus der Kernkraft umzusetzen«, sagte Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (LINKE) in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Dies belege die zweifache Auszeichnung beim Ländervergleich »Leitstern«.

Das Potenzial der Mark will Christoffers beim diesjährigen Konversionssommer verdeutlichen, der als Forum für die Umwidmung früherer Militärflächen und die Stadtentwicklung seit 1998 veranstaltet wird. Zum Auftakt am heutigen Mittwoch stellt der Minister ein neues Solarkraftwerk auf dem früheren Flugplatz Alt Daber in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) vor. »Es ist eines der größten seiner Art in Deutschland.« Seine Leistung liege bei 64 Megawatt und es könne damit rund 19 000 Haushalte versorgen.

Die Anlage verdeutlicht nach Überzeugung Christoffers, wie die einstige Last zum Nutzen für die Kommunen werden kann: Von den rund 100 000 Hektar ehemaliger militärischer Flächen, die Brandenburg nach der Wiedervereinigung übernahm, würden inzwischen mehr als 93 Prozent zivil genutzt. Der wirtschaftliche Nutzen sei hoch: »Das eingenommene Geld hilft, die belasteten Flächen zu beräumen.«

Technologie- oder Behördenzentren sind entstanden, Hochschulen, Kliniken oder auch Naturschutzgebiete – vor allem aber Windparks und Solaranlagen. Brandenburg hat sich zum Ziel gesetzt, früheres Militärgelände vorrangig für erneuerbare Energien zu nutzen. An mehr als 20 Standorten stehen laut Ministerium entsprechende Anlagen. »Rund 11 000 Arbeitsplätze sind bislang in diesem Bereich entstanden.« Insgesamt wurden bis Ende April 41 Projekte auf den ehemaligen Militärflächen bewilligt; sie werden mit etwa 11,7 Millionen Euro unterstützt. Im Rahmen der aktuellen Förderperiode von 2007 bis 2013 sind 21 Millionen Euro eingeplant.

»Während auf Bundesebene die Folgen eines Atomausstiegs bis 2022 diskutiert werden, könnte Brandenburg seinen Strombedarf laut Prognosen bereits 2020 nur mit Strom aus Wind- oder Solarenergie abdecken«, betonte Christoffers. »Damit können wir Technologien und Wissen zu Themen wie den Netzausbau und die Speicherfähigkeit erneuerbarer Energien beisteuern.«

»Zugleich können wir Erfahrungsberichte über Konflikte in die politische Debatte einbringen.« Die gibt es in Brandenburg nicht nur bei der hitzigen Diskussion um die unterirdische Lagerung von Kohlendioxid. Beim Thema Windparks mischen 30 Bürgerinitiativen mit. »Egal um welche Form der erneuerbaren Energie es geht: Sie ist nicht konfliktfrei einzuführen. Dafür sind die Auswirkungen der Industrialisierung zu flächendeckend«, bemerkte der Linkspolitiker.

Dennoch will Christoffers das diesjährige Forum nutzen, um weitere Kommunen mit Investoren zusammenzubringen. »Ich will verdeutlichen, dass es sich bei den Anlagen um technologische Spitzenleistungen handelt.« Werbung ist nötig, denn bei den bislang noch brachliegenden Militärflächen handelt es sich um schwieriges Gelände wie die Kyritz-Ruppiner-Heide (»Bombodrom«), die das Bundesverteidigungsministerium nicht mehr als Luft-Boden-Schießplatz für die Bundeswehr beansprucht. »Da stehen wir vor großen Herausforderungen«, räumte der Wirtschaftsminister ein. Es gebe sehr viele Interessenten – aber auch eine Reihe von Konflikten. »Eine Umwandlung und Nutzung des Geländes gelingt nur mit Kompromissen.«

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