Sex, Drugs und der große Knall

»Kaboom«

  • Caroline M. Buck
  • Lesedauer: 3 Min.

Studentenleben in Kalifornien, das heißt im Kino meist Sex, Drugs und Surfer-Typen, ein bisschen Filmgeschichte vielleicht, etwas selbstgebastelte Kunst, ziemlich viel Ausprobieren fürs Leben, im Hörsaal, im Bett, in der Mensa, auf dem Campusrasen und der nächsten Party. Sex, Drugs und Teenie-Typen (wenn auch nicht immer Surfer) sind auch das wiederkehrende Thema von Filmemacher Gregg Araki, einst Vorreiter eines neuen schwulen Kinos in der unabhängigen Filmszene. Er ist der manchmal verstörend drastische, manchmal brüllend komische Poet der Kiffer und Verlorenen, der Pädophilie-Opfer und Sexbesessenen, der schwulen, straighten, bisexuellen Freuden – und der Labyrinthe und Gefahren, die hinter der sonnigen Fassade einer noch relativ jungen, dafür aber ziemlich absoluten Freiheit in sexuellen Dingen lauert.

In »Kaboom« kommt, der Titel ist Programm, noch eine gehörige Portion esoterischer Verschwörungstheorien hinzu – und am Ende drückt ein Guru in neu-römischer Glitzertoga auf den berühmten Knopf (der hier eher unspektakulär aussieht wie ein vom Glaskasten befreiter Feuermelder) und schon fliegt – kaboom! – die ganze Welt in Stücke. Bis es dazu kommt, vernascht der Held ein Mädchen und zwei Jungs, träumt von einem Dritten, der aber mehr auf Frauen steht, und verabredet sich mit einem Vierten. Sieht – oder auch nicht –, wie eine unbekannte rothaarige Schönheit von düsteren Männern ermordet wird, und hilft seiner attraktiven besten Freundin aus der Patsche, die sich mit einer klammernden, beziehungsgestörten Power-Lesbe eingelassen hat, aus deren Fängen kein Entkommen ist.

Natürlich bleibt, wie bei vielen Szenen dieses auch vor dem großen Bumm schon ziemlich durchgeknallten Films, immer ein Restzweifel bestehen, ob nicht doch alles nur Vision war, ein schlechter Trip, dem Rausch von Haschkeksen und ungebremstem jugendlichen Hormongestöber geschuldet, und beim nächsten Aufwachen ist alles wieder gut. Ästhetisch ist alles erst mal poppig bunt, dann zunehmend dunkler, die Mädchen sehend betörend gut aus (sind allerdings meist nicht ganz so jung wie die eben volljährigen Schüler, die sie spielen), die Jungs sind eher niedlich, ein bisschen puppig, hübsch, aber oberflächlich. Und der Held wird zunehmend verwirrter.

Alles nur Einbildung, das mit den Männern in Tiermasken, die nächtens dunkle Dinge tun zwischen den Hochschulgebäuden? Alles nur Drogenträume, die nächtlichen Visionen von roten Abfallcontainern, rothaarigen Mädchen und lichtumfluteten Gurus in neu-römischer Glitzertoga? Nettes Detail am Rande: Zwischen all den wechselnden Bettgeschichten (garantiert ohne Übernachtung und Frühstück, man probiert schließlich noch aus, dies ist ja bloß eine Korridorphase vor dem Eintritt in das richtig echte Erwachsenendasein) werden offenbar Examina abgelegt und Hausarbeiten geschrieben. Die aber sind total unsexy, eignen sich überhaupt nicht für Verschwörungstheorien und finden deshalb immer hübsch außerhalb der Filmhandlung statt.

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