Streit am Kambodscha-Tribunal

Nur Tage vor dem Hauptprozess spitzt sich eine alte Kontroverse um Fall 003 zu

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Am Kambodscha-Tribunal, das über Hauptverantwortliche des mörderischen Pol-Pot-Regimes (1975-79) richtet, steht der zweite Prozess unmittelbar bevor. Am 27. Juni soll der wichtigste, zweifellos aber auch der schwierigste Prozess beginnen. Indessen scheint sich das Tribunal im Streit um »Fall 003« aufzureiben.

Den Richtern in Kambol, vor den Toren der Hauptstadt Phnom Penh gelegen, sollen in elf Tagen die letzten überlebenden Mitglieder des engsten Führungszirkels um Pol Pot vorgeführt werden, dessen Herrschaft zwischen 1975 und 1979 rund zwei Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Angeklagt sind Pol Pots Stellvertreter Nuon Chea, das nominelle Staatsoberhaupt des »Demokratischen Kampuchea«, Khieu Samphan, Außenminister Ieng Sary und dessen Frau, Sozialministerin Ieng Thirith. Pol Pot selbst war 1998 verstorben.

Im Fall 001 hatte das Gericht vor einem Jahr den Chef des berüchtigten Folter- und Vernichtungsgefängnisses S-21 (Tuol Sleng), Kaing Guek Eav alias Duch, zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Anders als Duch bestreiten die Angeklagten im Fall 002 jede Verantwortung für die Verbrechen, die ihnen zur Last gelegt werden – darunter Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Das hohe Alter der Beschuldigten ...


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