Ehrung für »Lübecker Märtyrer«
Vier Nazi-Gegner sollen seliggesprochen werden
Lübeck (epd/ND). In einer Heiligen Messe werden am Samstag in der Lübecker Altstadt die »Lübecker Märtyrer« seliggesprochen. Die katholischen Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller waren am 10. November 1943 hingerichtet worden. Sie hatten in Predigten und Glaubensgesprächen die Verbrechen der Nationalsozialisten angeprangert. Der ebenfalls hingerichtete evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink wird ebenfalls für seinen Widerstand gegen die Nazis geehrt. Das geschieht im Rahmen der Heiligen Messe, weil es eine Seligsprechung in der evangelischen Kirche nicht gibt. Mehr als 20 katholische und evangelische Bischöfe werden teilnehmen, 9000 Gäste werden in der Altstadt erwartet.
Die drei jungen katholischen Kapläne waren in den Jahren 1939 und 1940 an die Herz-Jesu-Kirche in Lübeck gekommen. Sie standen dem NS-Regime kritisch bis feindlich gegenüber. Stellbrink war seit 1934 an der Lübecker Lutherkirche. Er trat im März 1933 in die NSDAP ein und vertrat zunächst die Rassenlehre der Nationalsozialisten. Später ging er zu den Nazis immer mehr auf Distanz, 1937 wurde er aus der Partei ausgeschlossen. Mit den katholischen Kaplänen knüpfte er knapp ein Jahr vor seiner Verhaftung eine für damalige Verhältnisse ungewöhnliche ökumenische Freundschaft.
Alle vier verbreiteten Predigttexte des regimekritischen Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen, und sprachen in den Gemeindegruppen kritisch über das NS-Regime. Als Stellbrink nach der Bombardierung Lübecks am Palmsonntag 1942 von der »mächtigen Stimme« Gottes sprach, wurden die vier verhaftet.
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