Warum sank der Tanker an der Loreley?
Bericht wird frühestens im Dezember vorliegen
Mainz (dpa/ND). Gut fünf Monate nach dem Säuretanker-Unglück im Rhein bei St. Goarshausen ist die Unfallursache noch unklar. Die Untersuchungen sind komplex: »Wir wollen bis Jahresende unseren Bericht vorlegen«, sagte der Leiter der Expertenkommission zur Havarie des Schiffes »Waldhof«, Michael Putzschke, am Dienstag der dpa. Eine elfköpfige interdisziplinäre Gruppe sei derzeit dabei, den Ablauf des Unfalls vom 13. Januar nachzubilden. Anschließend soll das Unglück bei der Bundesanstalt für Wasserbau in Karlsruhe an einem Schiffssimulator rekonstruiert werden, um Schlussfolgerungen für die Zukunft der Schifffahrt zu ziehen.
Bei dem Unfall war der mit rund 2400 Tonnen Schwefelsäure beladene Frachter nahe des Loreleyfelsens gekentert. Zwei Besatzungsmitglieder wurden gerettet, ein 63-Jähriger einen Monat später tot im Wrack geborgen. Der vierte Mann an Bord werde weiter vermisst, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei St. Goar am Dienstag.
»Es wird keine singuläre Ursache für den Unfall geben, sondern ein Ursachenbündel«, sagte Putzschke, der das Dezernat Schifffahrt bei der Wasser- und Schifffahrtsdirektion (WSD) Südwest in Mainz leitet. Für die Expertenrunde stehe nicht die Frage des Verschuldens im Vordergrund. »Das blenden wir aus.« Wichtig sei festzustellen, wie es zu dem Unfall kam – um weitere derartige Unglücke zu verhindern. Möglicherweise würden in dem Bericht Empfehlungen ausgesprochen – etwa zu einer Änderung von Verkehrs- oder Bauvorschriften.
Die amtliche Untersuchung einer Havarie in der Binnenschifffahrt sei ein Novum, so Putzschke. Dies sei bislang nur bei der Seeschifffahrt üblich gewesen. Die Simulation solle nach der Sommerpause über die Bühne gehen. An diesem Mittwoch werde bei einem Treffen in Karlsruhe der weitere Fahrplan festgelegt, sagte Putzschke.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!