Wo die Synagoge auf dem Schulhof stand

Der 900. Denkstein wird gelegt – Schüler bewahren Andenken an jüdische Mitbürger

  • Klaus Teßmann
  • Lesedauer: 2 Min.

An der Schöneberger Löcknitz-Grundschule wird am morgigen Donnerstag um 10.30 Uhr der 900. Denkstein gesetzt. Seit mehr als einem Jahrzehnt wollen die Schöneberger Schüler mit ihrer Aktion an jüdische Mitbürger erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. Der Heimatverein Schöneberg hat dazu eine Liste erarbeitet, die mehr als 8000 Namen umfasst.

Auf dem Gelände der heutigen Löcknitz-Grundschule in der Berchtesgadener Straße 10 stand einmal eine Synagoge. Ihr Grundriss wurde bei der Umgestaltung des Schulhofs vor sechs Jahren wieder sichtbar gemacht. »Vor 16 Jahren war es ein Projekt der 6. Klassen«, berichtet Dieter Althaus, der diese Aktion seit drei Jahren betreut und dokumentiert. Im Rahmen des Geschichtsunterrichts beschäftigen sich die Schüler mit der Zeit des Nationalsozialismus. »Wir sehen uns die Listen der ermordeten oder verschollenen jüdischen Mitbürger an und suchen nach einer Verbindung zur Schule oder zu den Wohnorten der heutigen Schüler«, berichtet der Lehrer. Vor einigen Jahren war sogar ein Schüler dabei, der in der Wohnung wohnt, aus der ein jüdischer Bewohner ins KZ verschleppt worden war. »Das war ein besonders emotionaler Moment für alle Schüler in der Klasse.«

Die Schüler folgen einem alten jüdischen Brauch, Steine zum Andenken für die Verstorbenen niederzulegen und keine Blumen. Parallel dazu hat sich die Schule auch an der Aktion Stolperstein beteiligt und legte einen Gedenkstein für Saul Hochdorf vor seinem ehemaligen Wohnhaus in der Münchener Straße.

Die ersten Denksteine wurden 1994 von einer 6. Klasse der Löcknitz-Grundschule gelegt. Inzwischen ist daraus eine ganze Mauer geworden. Auf den Denksteinen stehen immer der Name und die Lebensdaten. Die Initiatoren von damals haben nicht damit gerechnet, dass das kleine Denkmal wachsen wird. Auch in diesem Jahr haben sich Schüler der 6. Klassen im Rahmen der Unterrichtseinheit »Nationalsozialismus« mit der Judenverfolgung speziell in Schöneberg beschäftigt und sich entschieden, für einen jüdischen Bürger einen Denkstein zu legen. Der Name und die Lebensdaten werden erst bei der Gedenkveranstaltung veröffentlicht.

Die Gedenkveranstaltung beginnt bereits um 9 Uhr mit der Oper »Brundibar« nach Hans Krása, die schon über 50 Mal im Konzentrationslager Theresienstadt aufgeführt und von der Theater-AG der Schule einstudiert wurde. Danach wird um 10.30 Uhr der 900. Denkstein für jüdische Mitbürger gesetzt, die in Konzentrationslagern ermordet wurden.

Zu dieser Veranstaltung werden Vertreter der israelischen Botschaft, des Jüdischen Museums, Zeitzeugen und der Bildungssenator erwartet.

Informationen im Internet bei: www.loecknitz-grundschule.de

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