Tumulte in Kairo
Prozess gegen Innenminister al-Adli vertagt
Hunderte Angehörige von Opfern der Polizeigewalt in der Ära des gestürzten Präsidenten Husni Mubarak haben am Sonntag vor einem Gerichtsgebäude in Kairo protestiert. Sie waren verärgert, weil der Prozess gegen Mubaraks Innenminister Habib al-Adli erneut vertagt wurde.
»Mein Sohn ist nicht für die Regierung gestorben oder für die Wahlen, sondern für die Revolution!«, ruft die ganz in schwarz gekleidete Mutter von Mustafa, einem der zahlreichen Toten während der ägyptischen Revolution. Sie hält das Bild eines etwa 15-jährigen Jungen – Mustafa war 32, als er starb, aber es ist das einzige das sie haben. Die Familie stammt aus einem der ärmsten Viertel von Kairo. Mustafa, der ein Studium abgeschlossen hatte, aber keinen Job fand und sich als Kellner und auf dem Bau durchschlug, wollte am 28. Januar zum Tahrir-Platz gehen, um sich den Protesten anzuschließen. Doch er kam nicht an: Als er und seine Freunde eine Polizeistation passierten, eröffneten die Polizisten die Jagd auf sie, gerade als Mustafa sich in einen Hauseingang retten wollte, erschoss ihn ein Offizier von hinten. »Wir wollen keine Entschädigungen«, fordern die Angehörigen jetzt, »sondern Gerechtigkeit!« Die muss, scheint es, noch warte...
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