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Overkill
Sonja Vogel über Politik mit plumper Symbolik
Laut dröhnt Britney Spears über den Heinrichplatz. Zu »You want a piece of me« entkleidet sich eine Frau auf der Bühne. Unter einer Folie mit stilisierter Zielscheibe, die den Bauch verbarg, erscheint auf bloßer Haut der Schriftzug »Israel«. Drum herum: die Landkarte des Nahen Ostens. Dies wurde dem Publikum des transgenialen CSD als »Queer Burlesque« verkauft.
Die Symbolik war drastisch, die Anspielung plump: Der weibliche Körper als Objekt territorialer Kämpfe. Zur Krönung hatte sich die weiße Unschuld ein Kopftuch übergestreift. Stereotypen-Overkill? Zumindest zu viele Klischees aus der Zweigeschlechterordnung für eine Queer-Performance. Und was bedeutet die Landkarte auf dem Bauch? Die Kolonialisierung des weiblichen Körpers als Metapher für die des Nahen Ostens?
Der Show war ein Beitrag palästinensischer Queer-AktivistInnen vorangestellt, in dem zum Boykott israelischer Produkte aufgefordert, Israel ein Apartheidsstaat genannt wurde. Ein radikaler Standpunkt. In einer Szene, die Sensibilität gegenüber Stereotypen groß schreibt, ist solch eine Pauschalisierung absolut unangebracht. Als die Queer-Theoretikerin Jasbir Puar sich in ihrem Vortrag »Beware Israel Pinkwashing« in der Humboldt Uni jüngst die Kritik an Schwulenmorden und der Unterdrückung sexueller Minderheiten in Palästina mit dem Verweis auf ein »totalitäres« Israel verbat, distanzierten sich die Veranstalter.
Auch dem tCSD stünde nun eine Debatte gut zu Gesicht. Zumal es für jene, die Homophobie und Rassismus zusammen denken wollen, keine Alternative zum tCSD gibt.
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