Helikopter-Attacken über Ansbach
Gerade nachts üben die Piloten der US-Garnison Katterbach – die Anwohner sind genervt
Ansbach. Die Freude über die Rückkehr der 12. US-Kampffliegerbrigade aus Irak am Jahresanfang währte nur kurz. Kaum waren die in Katterbach östlich von Ansbach stationierten US-Hubschrauber wieder einsatzfähig, da war es in der Region mit der Ruhe aus. Knatternde Helikopter rauben seitdem Tausenden von Ansbachern die Nachtruhe und sorgen für wachsen Bürgergroll in der mittelfränkischen Beamtenstadt. Bei einer Beschwerdestelle der Stadt sind inzwischen mehr als 1800 Anrufe und Mails lärmgeplagter Familien eingegangen.
20 bis 50 Überflüge
Die Ansbacher Oberbürgermeisterin Carda Seidel (parteilos), die seit Monaten vergeblich nach einer Lösung sucht, fürchtet bereits um das gute Verhältnis der Ansbacher zu »ihren« US-Streitkräften. »Im Moment ist die Stimmung ziemlich mies.« Jetzt setzt sie ihre Hoffnung auf den aktuellen Kommandantenwechsel. Sie hofft darauf, dass der neue US-Kommandant mehr Rücksicht auf die Zivilbevölkerung in der Nachbarschaft nimmt.
Dabei haben die Ansbacher nie in einer Oase der Ruhe gelebt. Hubschrauber-Geknatter gehört dort seit Jahren zur gewohnten Lärmkulisse. So schlimm wie seit Jahresanfang sei es aber noch nie gewesen, berichtet die Ansbacher Rathauschefin: »Betroffene Stadtteile erleben pro Nacht zwischen 20 und 50 Überflüge.« Dass fast ausnahmslos nachts geflogen werde, sei kein Zufall: »Die Piloten trainieren Instrumentenflüge bei völliger Dunkelheit. In den Sommermonaten starten die Übungen oft erst am späten Abend und enden erst um 2 Uhr morgens«, schildert Seidel die Lage.
Auch die Zahl der Übungsflüge habe seit Jahresanfang enorm zugenommen, berichtet die Oberbürgermeisterin und beruft sich dabei auf Daten des Bundesluftwaffenamtes. Sie zeigt Verständnis für die Beschwerden: »Da ist die Belastung schon sehr hoch für die Bürger.«
Die Verantwortung für den nächtlichen Fluglärm trägt nach Ansicht der Oberbürgermeisterin der nun scheidende US-Kommandant Oberst Robert C. Doerer. Der legt großen Wert auf den Trainingszustand der Soldaten, berichtet Seidel. Auf das Ruhebedürfnis der Bevölkerung nehme er relativ wenig Rücksicht. Denn anders als seine Vorgänger halte er sich nicht an das zwischen den US-Militärs und der Stadt ausgehandelt »Gentlemen Agreement«; das sah ganz bestimmte Hubschrauber-Routen abseits von Wohngebieten vor.
Mit Suchscheinwerfern
In einem Schreiben an den örtlichen CSU-Bundestagsabgeordneten Josef Göppel zeigte Kommandant Doerer zwar grundsätzlich Verständnis für den Unmut der Bevölkerung und kündigte zugleich eine Verlagerung eines Teils der Flugübungen an.
Zu Trainingsflügen im Raum Ansbach sieht Doerer dennoch keine Alternative: »Trotzdem bestehen die Grundanforderungen für unsere Piloten, ihre Flugübungen auch im Bereich Ansbach und Illesheim durchzuführen«, heißt es in dem Brief des US-Militärs von Mitte Mai. Auch für Göppel hat die Lärmbelastung inzwischen dramatische Formen angenommen: »Das Grundproblem des Hubschrauberstandorts Katterbach ist seine Lage inmitten eines dicht bebauten Gebietes. Die Helikopter fliegen von morgens bis nachts um 24 Uhr, in den Sommermonaten sogar bis 2 Uhr, direkt an Wohnsiedlungen vorbei, teilweise sogar mit Suchscheinwerfern«, schilderte er.
Göppel fordert daher zusammen mit der Ansbacher Oberbürgermeisterin eine Verlagerung der Übungsflüge auf die Truppenübungsplätze Grafenwöhr oder Hohenfels. Die Stimmung der Bevölkerung dürfe »nicht vollends ins Negative kippen«, warnte der CSU-Politiker in einem Brief an die US-Militärs.
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