Gedenken Zehntausender an Putsch in Honduras

Massendemonstrationen gegen anhaltende Repression / Ex-Präsident Zelaya wirbt für neue Partei der Demokratiebewegung

  • Harald Neuber
  • Lesedauer: 2 Min.
Zehntausende Menschen haben in Honduras am Dienstag (Ortszeit) am zweiten Jahrestag des Putsches gegen die letzte demokratisch gewählte Regierung unter dem damaligen Präsidenten Manuel Zelaya gegen die Folgen des Umsturzes protestiert.

Das zentrale Bündnis der Demokratiebewegung, die Nationale Front des Volkswiderstandes (FNRP), mobilisierte zu der Hauptkundgebung in die nördliche Industriestadt San Pedro Sula. Die Aktivisten forderten von der De-facto-Regierung unter Führung des Unternehmers Porfirio Lobo ein Ende der Repression. Zugleich bereitet sich die Demokratiebewegung auf eine Teilnahme an den kommenden regulären Präsidentschaftswahlen 2013 vor.

Auf einem landesweiten Kongress der FNRP hatten die rund 1500 Delegierten unlängst für einen Vorschlag Zelayas zur Gründung einer politischen Partei gestimmt. Die neue Kraft mit dem Namen Breite Front des Volkswiderstandes (FARP) soll das maßgebliche Instrument zur Rückeroberung der Regierungsmacht sein. Bei der Kundgebung in San Pedro Sula rief Zelaya die De-facto-Regierung auf, eine freie Beteiligung der Oppositionspartei an den Wahlen zu ermöglichen. Die rechtsgerichtete Liberale Parte, für die Zelaya 2006 in das Präsidentenamt gewählt worden war, schloss den prominenten Politiker indes per Vorstandsbeschluss aus.

Die Frage der Beteiligung an Wahlen ist in der Demokratiebewegung von Honduras umstritten. Während Zelaya-nahe Kräfte auch am Dienstag für diese Option plädierten, äußerte der Gewerkschafter und Sozialaktivist Carlos H. Reyes Vorbehalte. »Der soziale Kampf und der politische Kampf sind zwei getrennte Dinge«, sagte der Putschgegner, der sich gleichwohl dem Votum der FNRP-Versammlung beugen will.

Während in San Pedro Sula die politische Debatte dominierten, kam es in anderen Teilen des Landes erneut zu gewaltsamen Übergriffen der Polizei auf Demonstranten. Vor dem US-Militärstützpunkt Palmerola nahe des zentralhonduranischen Ortes Comayagua hatten Aktivisten der Demokratiebewegung gegen die Präsenz der ausländischen Truppen protestiert.

Die FNRP wirft der US-Armee vor, den gewaltsamen Putsch gegen die Zelaya-Regierung Ende Juni 2009 logistisch unterstützt zu haben. Die Beseitigung der damaligen Regierung sei ein zentrales Anliegen Washingtons gewesen, weil sie wirtschaftlichen Zielen der USA im Wege stand, erklärte Bertha Cáceres von der Sozialorganisation COPINH.

ND-Karte: Wolfgang Wegener

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.