Neuer Erzbischof sucht Dialog
Rainer M. Woelki wehrte sich auf erstem öffentlichen Termin gegen Vorwürfe
(dpa/ND). Der neue Erzbischof von Berlin, Rainer Maria Woelki, will mit allen gesellschaftlichen Gruppen der Hauptstadt ins Gespräch kommen – auch mit Lesben und Schwulen. Die Kirche sei keine Moralanstalt, »die mit dem Zeigefinger herumfuchtelt«, sagte Woelki, der noch Weihbischof in Köln ist, am Dienstag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Berlin.
Zwar fordere der Katechismus vor Gott »geordnete« Verhältnisse in sexuellen Fragen. Menschen sollten aber nicht wegen ihrer sexuellen Ausrichtung beurteilt werden. Er strecke dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit seine Hand aus. Der SPD-Politiker ist bekennender Homosexueller.
Woelki soll am 27. August in sein Amt eingeführt werden. Am 22. September wird Papst Benedikt XVI. zum Auftakt seines Deutschlandbesuchs im Berliner Olympiastadion einen Gottesdienst feiern. Im Erzbistum Berlin, zu dem auch Teile von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gehören, leben 391 000 Katholiken.
Die Ernennung des Kölners war in Berlin auf gemischte Reaktionen gestoßen. Schwulenverbände und Politiker hatten angebliche Äußerungen Woelkis zur Homosexualität kritisiert. Dagegen sagte der Geistliche, er habe den Satz, wonach Homosexualität gegen die »göttliche Schöpfungsordnung« verstoße, selber »nicht in die Öffentlichkeit getragen«.
Der 54-Jährige betonte erneut, dass er nicht dem umstrittenen Priester- und Laienbund Opus Dei angehört. Er habe lediglich an der vom Opus Dei geleiteten Universität Santa Croce in Rom seine Promotion abgelegt. »Da ist überhaupt nichts dran. Dem Opus Dei stehe ich genauso nahe oder fern wie jeder anderen geistlichen Bewegung in der katholischen Kirche.« Der Opus Dei (Werk Gottes) leiste aber »gute Arbeit« in vielen Regionen der Welt.
Rainer M. Woelki, der im September den Papst in Berlin begrüßen wird, war hörbar bemüht, den richtigen Ton zu treffen in einer Stadt, in der Katholiken mit neun Prozent eine Minderheit sind. Aber keine Minderheit unter Artenschutz, wie Woelki betonte, denn nur ein einziger Katholik reiche aus, um auch der bunten Metropole seinen Stempel aufzudrücken.
Woelki bekannte, dass der konservative Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, ein wichtiger Förderer gewesen sei. Nicht immer sei er aber Meisners Meinung. »Der Kardinal akzeptiert durchaus andere Meinungen – ob er danach handelt, ist eine andere Sache.«
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