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Unbestechlich
Eva Joly / Präsidentschaftskandidatin der Grünen in Frankreich
Erwartungsgemäß hat die französische Grünen-Partei EELV (Europe Ecologie-Les Verts) am Dienstag Eva Joly zu ihrer Kandidatin für die Präsidentschaftswahl 2012 erklärt. Die Europa-Abgeordnete hatte sich am Wochenende im zweiten Durchgang einer Urabstimmung der Parteimitglieder mit 58,16 Prozent der Stimmen durchgesetzt.
Der 1943 in Norwegen als Gro Eva Farseth geborenen Eva Joly geht der Ruf einer unnachsichtigen Kämpferin gegen Finanzkriminalität und Korruption voraus. Sie kam mit 18 – nachdem sie bei der Wahl der Miss Norwegen den 3. Platz belegt hatte – als Au-Pair-Mädchen nach Paris, wurde durch die Ehe mit dem Sohn ihrer Gastfamilie Französin, studierte Jura und wurde erst Anwältin und dann Staatsanwältin. International bekannt wurde Eva Joly zwischen 1996 und 2002 durch ihre Funktion als Untersuchungsrichterin in der Elf-Aquitaine-Schmiergeldaffäre, die sich zum größten Korruptionsskandal der europäischen Geschichte ausweitete.
Nach Abschluss der Ermittlungen im Fall Elf ließ sich Eva Joly von der französischen Justiz beurlauben und ging zurück nach Norwegen, wo sie im Auftrag der Regierung eine Sonderkommission für den Kampf gegen Korruption, Geldwäsche, Wirtschaftsstraftaten und organisierte Kriminalität aufbaute. Das norwegische »Exil« hatte sie gewählt, nachdem sie in Frankreich durch Einbrüche in ihre Wohnung, Drohbriefe und -anrufe eingeschüchtert werden sollte und trotz Polizeischutz ihr Leben ernsthaft bedroht sah.
Von der Partei der Grünen gerufen, die sich von der prominenten Juristin eine Ausweitung ihrer Anhängerschaft versprach, kehrte Joly 2009 nach Frankreich zurück, kandidierte für einen Sitz im Europäischen Parlament und wurde gewählt. Den Rat, sie sollte sich um die Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen bemühen, tat sie zunächst als »Spinnerei« ab. Doch dann wurde sie von immer mehr Spitzenpolitikern und »einfachen« Mitgliedern der Grünen bedrängt und gab nach.
Die linken Positionen Jolys stellt angesichts ihres jahrelangen Kampfes gegen die Machenschaften der Konzerne niemand in Zweifel – und links wollen Frankreichs Grüne unbedingt sein und bleiben.
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