Tausendfüßler wandern zur Musik

Kneipp-Kita, musische Früherziehung und der 8. Feriensommer in Marzahn-Hellersdorf

  • Ariane Mann
  • Lesedauer: 4 Min.
Tausendfüßler wandern zur Musik

Den Kleinen geht es gut, wenn sie abwechselnd ins kalte und warme Wasser treten. Auf ihrem »Fühl-Pfad« fühlen sie sich wohl. Auf der »Bewegungsbaustelle« wird gern geturnt, und vor dem Essen ernten schon die ganz Kleinen Minze, Petersilie oder Schnittlauch im Kräutergarten. Die Kita »Tausendfuß« im Salanderweg 25/27 in Marzahn-Süd ist eine vom Kneipp e.V. anerkannte Kindertagesstätte. »Sie ist eine der insgesamt 76 Kitas in Marzahn-Hellersdorf, und alle haben sie ihr eigenes Profil oder pädagogisches Konzept«, sagt Manuela Schmidt (LINKE), Bezirksstadträtin für Jugend und Familie. »9200 Kinder werden derzeit bis zum Schulbeginn bei uns betreut, und jede Kita hat ihre Besonderheit – sei es in sprachlicher, musikalischer, sportlicher oder gesundheitlicher Hinsicht.«

Bezogen auf das Betreuungsangebot ist der Bezirk familienfreundlich. »Wir sehen es als gesellschaftspolitische Aufgabe, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Familien ermöglichen, Arbeit und Kindererziehung zu vereinbaren. Fast 99 Prozent der ab Dreijährigen besuchen eine Kita und bei den bis Dreijährigen ist der Anteil auch sehr hoch. Je länger ein Kind in der Kita ist – das bestätigen alle Untersuchungen –, umso besser ist es auf die Schule vorbereitet.

Seit 2005 steigen im Bezirk die Geburten wieder an, nachdem es ab 1990 einen starken Rückgang gab. So wurden 2000 Kitaplätze in den vergangenen fünf Jahren geschaffen, unter anderem wurden Jugend- wieder zu Kindereinrichtungen. Weitere 500 Plätze werden in Zukunft bereitgestellt.

Bei »Tausendfuß« sind die 195 Mädchen und Jungen seltener krank, Infekte werden schnell geheilt, auch mit selbst hergestellten Kräutersalben und Tees. Die neue hauseigene Sauna hilft bei der Stärkung des Immunsystems und ist für die Kleinen nichts Außergewöhnliches. Zur kneippschen Gesundheitslehre zählt auch eine harmonische Lebensgestaltung.

Daher kommt zur musikalischen Früherziehung eine Fachlehrerin der Hans-Werner-Henze-Musikschule ins Haus – oder die kleinen Tausendfüßler wandern hin. In der Maratstraße 182 gibt es nämlich einmal monatlich einen musikalischen Wandertag. Grundschüler und Vorschulkinder spazieren von einer Instrumentengruppe zur anderen. Sie lernen die Streicher kennen oder die Blasinstrumente, singen gemeinsam am Klavier oder zupfen auch mal an einer Gitarre.

»Mit einem neuen Konzept ist es der Musikschule gelungen, ihre Schülerzahl seit 2009 zu verdreifachen«, erklärt der zuständige Bezirksstadtrat für Bildung, Stephan Richter (SPD). Neben diesem Kennenlernangebot gehören dazu Kooperationsvereinbarungen mit Kitas, Schulen und Seniorenheimen. Die kommunale Musikschule hat sich den örtlichen Voraussetzungen angepasst und Angebote erweitert.

Davon profitiert auch die Caspar-David-Friedrich-Schule, Alte Hellersdorfer Straße 7. Im Rahmen der Schulkooperation bieten Lehrer der Musikschule in der Integrierten Sekundarschule Gitarrenunterricht und Trommelkurse an. Die Ganztagsschule gehört zu den beliebtesten im Bezirk. Mehr als 100 künftige Siebtklässler konnten nicht aufgenommen werden, da der Schule 104 Plätze für vier 7. Klassen zur Verfügung stehen, aber über 200 Kinder hatten sich angemeldet.

Für ihren hohen Beliebtheitsgrad tut die Schule auch einiges. Die Schüler können entsprechend ihren Neigungen zwischen Musik, Bildender Kunst, Sprache und Bewegung die Klassen wählen. Den Schulabschluss bestehen hier 96 Prozent, zehn Prozent mehr als sonst im Berliner Durchschnitt. Nachmittags werden Angebote der Jugendetage des freien Trägers »Förderband e.V. – Kulturinitiative Berlin« genutzt. Da gibt es den Kostümfundus und Werkstätten für die Theater-Arbeitsgemeinschaft, Bibliotheken für Fachbücher und Belletristik, eine Medienwerkstatt, einen Club mit von den Schülern betriebener Theke, Computer, Ruheraum, eine Lehrküche und Keramikwerkstatt.

»Das ist schon eine interessante Schule«, meint der Bildungsstadtrat. »Schulen hatten es schwer im Bezirk.« Da die Schülerzahlen von einst 60 000 im Jahr 1990 auf 20 000 bis 2007 zurückgingen, gab es durch Zusammenlegungen immer wieder Unruhe. An eigene Profile war da nicht zu denken. »Nun geht es wieder aufwärts. Bis 2014/15 werden 30 Prozent mehr Schüler erwartet. Doch vorerst hat die Schule große Pause. Der 8. Feriensommer für alle Kinder in Marzahn-Hellersdorf hat begonnen. Bis zum Ferienende gibt es viele Angebote in Wohnortnähe, die mit Bildung zu tun haben.

Feriensommer im Netz unter: www.kijubue.de, Tel.: 933 94 66

Andrang auf der »Bewegungsbaustelle« und auch bei Musiklehrerin Elvira Kattusch am Flügel (u.) beim musikalischen Wandertag.
Andrang auf der »Bewegungsbaustelle« und auch bei Musiklehrerin Elvira Kattusch am Flügel (u.) beim musikalischen Wandertag.
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