An Wellaune führt kein Weg vorbei

Seit Jahren kämpft eine Bürgerinitiative für eine Umgehungsstraße für das sächsische Dorf

  • Birgit Zimmermann, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Das sächsische Dorf Wellaune muss mit massenhaft Autoverkehr und mautflüchtigen Lkw klarkommen. Seit Jahren kämpfen die Bürger des Ortes für eine Umgehungsstraße. Die Sprecherin der Bürgerinitiative sagt, sie würde den Bau gerne noch erleben. Sie ist 62 Jahre alt.

Wellaune. Der nordsächsische Heideort Wellaune ist verkehrstechnisch gut erschlossen. Gleich drei Bundesstraßen führen in den beschaulichen Vorort der Kurstadt Bad Düben. Damit ist auch schon das größte Problem der knapp 300 Wellauner beschrieben. »Drei Bundesstraßen gefährden unser Leben«, heißt es in großen Buchstaben auf einem Transparent an einem Gartenzaun. Auf einem anderen steht: »Seit neun Jahren kämpfen wir für eine Ortsumgehung«. Bislang ist noch kein Meter Asphalt gegossen.

»2002 wurde die Bürgerinitiative gegründet. Die Mehrheit der Wellauner hatte sich auf einer Unterschriftenliste für den Bau der Ortsumgehung ausgesprochen«, sagt Gisela Jäschke, Sprecherin der Bürgerinitiative (BI). »Seither klüngelt sich das Ganze so mehr oder weniger schlecht und recht durch die Jahre.« Jäschke ist enttäuscht, aber auch noch kämpferisch. Im Frühjahr haben die Wellauner überall im Dorf die großen Plakate aufgehängt, rund 20 insgesamt. Wer durch den Ort fährt, übersieht sie nicht.

Und es fahren viele durch das Dörfchen. Nach Angaben von Rainer Förster, Leiter des Leipziger Straßenbauamtes, passieren pro Tag 10 000 bis 12 000 Fahrzeuge Wellaune. Das, erklärt Förster, sei eine »starke Belastung«. Nachts, sagt BI-Sprecherin Jäschke, sei es im Sommer kaum auszuhalten. »In der Nacht sind nur Rowdys unterwegs.« Raser, die sich um Tempo 50 nicht scheren. Tagsüber seien besonders die Lastwagen belastend. Die Bundesstraße 2 ist eine Parallelstraße zur Autobahn 9 – und seit Einführung der Lkw-Maut bei den Speditionen sehr beliebt.

Jäschke wohnt seit 15 Jahren in Wellaune. Nach dem Mauerfall hatte sie ein Grundstück gekauft und war aus Bad Düben ins Grüne gezogen. Nach hinten raus schaut sie in ein Naturschutzgebiet. »Es ist eigentlich eine Idylle«, erzählt die 62-Jährige. »Aber die Straße ist der blanke Wahnsinn.« Als sie damals bauten, hätten sie nicht ahnen können, dass der Verkehr auf der B2, die von Leipzig bis südlich von Berlin führt, so anschwellen würde.

Etwas Bewegung ist inzwischen in den Kampf für die 2,5 Kilometer lange Ortsumgehung gekommen. In der Verkehrsplanung des Bundes ist sie als »vordringlicher Bedarf« anerkannt. Nötige Vermessungen sind abgeschlossen. Nun muss ein Vorentwurf her, Gutachten müssen erstellt werden, danach könnte ein Planfeststellungsverfahren beginnen. Laut Amtsleiter Förster werde das »frühestens 2013« möglich sein. Und wann könnte der erste Spatenstich erfolgen? »Bei optimistischem und optimalem Verlauf wäre ein Baubeginn frühestens ab 2015 möglich.«

Jäschke findet das zu spät. Sie hat in dicken Ordnern Zeitungsartikel gesammelt, in der Politiker den Wellaunern die Freigabe der Ortsumgehung für 2010 in Aussicht gestellt haben. »Uns fehlt die Lobby. Was ist vom Jahr 2002 bis zum Jahr 2011 passiert? Es war einfach immer jemand wichtiger als wir«, sagt sie. Die Bürgerinitiative will weiter Druck für einen schnelleren Bau der 5,4 Millionen Euro teuren Umgehungsstraße machen. »Ich möchte das gern noch erleben«, sagt sie.

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