Nicht nur Schaufenster für E-Autos
Senator Wolf setzt weiter auf Wachstumsfelder /Mittelstand in guter Stimmung
So gut wie das bessere Wetter in diesem Frühsommer ist auch die Stimmung der mittelständischen Wirtschaft. Das offenbart der gestern vorgelegte Bericht über kleine und mittlere Unternehmen, der »KMU-Report« der Auskunftei Creditreform und der Investitionsbank Berlin (IBB). Darin beurteilen 55,4 Prozent der Berliner Unternehmen ihre Geschäftslage mit »gut« oder »sehr gut«. 2010 waren es erst 33,7 Prozent, die diese Noten vergeben wollten. Jedes zweite Unternehmen (50,1 Prozent) verbuchte höhere Umsätze als 2010.
Dank guter Auftragslage und hoher Auslastung wächst der Bedarf an Arbeitskräften. In 28,5 Prozent der befragten über 1000 Berliner Unternehmen sind bereits mehr Mitarbeiter beschäftigt als 2010, bei 60,6 Prozent blieb deren Zahl unverändert, 9,7 Prozent mussten Stellen abbauen. Die Prognose bleibe günstig, betonte Kreditreform-Geschäftsführer Jochen Wolfram.
So plane ein Viertel der Unternehmen Neueinstellungen. Allerdings werde sich auch der Fachkräftemangel verschärfen. Einen hohen Personalbedarf weisen vor allem Dienstleistungsunternehmen sowie junge Firmen in der Wachstumsphase auf – von denen wurden überdurchschnittlich viel neue Mitarbeiter eingestellt (Tabelle).
Zufrieden sprach Wirtschaftssenator Harald Wolf (LINKE) von einem »robusten Aufschwung« und verwies auf die Wachstumsprognose für 2011 von drei Prozent. Seit 2005 verzeichne Berlin hohe Wachstumsraten, wobei deren Einbruch im Jahre 2009 deutlich geringer als im Bund ausgefallen sei. »Wir haben die Trendwende im Strukturwandel geschafft«, sagte er. Es gelte nun, die Rahmen- und Finanzierungsbedingungen zu verbessern. 99,7 der Berliner Unternehmen hätten weniger als 250 Beschäftigte. Ihnen müsse besonderes Augenmerk gelten.
Die Fokussierung auf Wachstumsfelder der Zukunft bezeichnete Harald Wolf als »die richtige Strategie«. Das industrielle Wachstum ziehe Wachstum in den Dienstleistungen nach sich. Der Wirtschaftssenator verwies zudem auf die gemeinsame Innovationsstrategie mit dem Land Brandenburg. In der Region sollen solche Zukunftsfelder wie Gesundheitswirtschaft, Energietechnik, Verkehr, Medien und Optik einschließlich der Mikrosystemtechnik weiterentwickelt werden. Auch im Bereich Elektro-Mobilität würden die Potenziale gebündelt. Gute Chancen sieht Berlin, ein »Schaufenster« für moderne Elektrofahrzeuge zu werden. Das aber ist Wolf nicht genug: »Wir wollen auch ein Ort für Forschung und Entwicklung sowie der Komponentenfertigung für Elektromobilität sein.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.