Der betroffene Flaneur

Felix Hartlaub im Paris des Zweiten Weltkrieges: Präzise Stenogramme aus der besetzten Stadt

Deutsche Besatzeroffiziere in einem Café auf den Champs Elysées. Ein Foto aus dem Buch »Der Zweite Weltkrieg. Die visuelle Geschichte«, Dorling Kindersley Verlag München, 360 S., geb., viele Fotos, 34,95 Euro.
Deutsche Besatzeroffiziere in einem Café auf den Champs Elysées. Ein Foto aus dem Buch »Der Zweite Weltkrieg. Die visuelle Geschichte«, Dorling Kindersley Verlag München, 360 S., geb., viele Fotos, 34,95 Euro.

Er schlenderte durch die Stadt und hielt fest, was er sah: die Brücken der Seine im Hochwasser, die Quais und Straßenschluchten, die Angler, die Pappeln und Platanen, Notre Dame und Place Pigalle. Geschulter, unbestechlicher Blick, die Augen fasziniert von Fassaden und Plätzen. Irgendwann würde sich eine Gelegenheit finden, die Eindrücke, oft hastig formuliert, in eine endgültige Form zu bringen. Er hoffte es jedenfalls. Im Augenblick fehlte die Ruhe und die Zeit, denn er war nicht zum Vergnügen hier, und die Stadt, die er musterte, war nicht die Stadt, die sie vor einem Jahr noch war.

Paris leuchtete nicht mehr. Die Metropole ächzte unter den Stiefeln der deutschen Wehrmacht, und er, Dr. Felix Hartlaub, studierter Historiker, Kunsthistoriker, Romanist und jetzt, zwischen Dezember 1940 und August 1941, tätig in der Historischen Archivkommission des Auswärtigen Amtes, gehörte zu denen, die mit den Besatzern gekommen waren.

Das Sch...


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