Gegen eine Rhetorik, die solche Taten möglich macht
Doppelanschlag wurzelt in rechtsextremer Ideologie
Johannes Jakobsson arbeitet für die antirassistische schwedische Zeitschrift »Expo«, die seit 1995 durch die gleichnamige Stiftung herausgegeben wird. Ihre Gründung war eine Reaktion auf rechtsextremistisch motivierte Morde in Schweden. Von 1998 bis zu seinem Tode 2004 wurde die Zeitschrift von dem bekannten schwedischen Schriftsteller Stieg Larsson geleitet, der durch die Kriminalromane der »Millennium-Trilogie« zu Weltruhm gelangte. »Expo« deckte unmittelbar nach Breiviks Massenmord auf, dass der Norweger seit 2009 beim nazistischen schwedischen Internet-Forum »Nordisk« registriert war, in dem einige der 22 000 Mitglieder zu politischem Terrorismus aufrufen. Geschaffen wurde das Forum vom »Nordiska Förbundet«, der Nordischen Liga, die 2004 von Mitgliedern der rechtsextremistischen Nationalen Demokraten und der nazistischen »Schwedischen Widerstandsbewegung« gebildet worden war. Steffen Klatt befragte Johannes Jakobsson.
ND: Sind Sie von dem Ausmaß an Gewalt überrascht, mit der Anders Behring Breivik vorgegangen ist?
Jakobsson: Dieses Ausmaß ist völlig unerwartet. Die antiislamistischen Bewegungen in Schweden und Norwegen sind bekannt für ein gewisses Maß an Gewaltbereitschaft, aber nicht in diesem Umfang. Zumindest hier in Schweden hat es Zeichen gegeben, dass die Gewaltbereitschaft in den vergangenen zehn Jahren zugenommen hat. Gleichzeitig haben die Schwedendemokraten einen immer größeren Teil der Wähler für sich gewinnen können.
Schweden hat bereits die Morde an Ministerpräsident Olof Palme 1986 und an Außenministerin Anna Lindh 2003 erlebt. Wie kommt diese Gewalt nun ins friedliche Norwegen?
Es ist zu früh, dazu Aussagen zu machen. Aber wir wissen, dass Breivik seine Tat seit sehr langer Zeit vorbereitet hat. In seiner Ideologie gegen Muslime ist er immer gewaltbereiter geworden. Am Ende stand die Tat als eine Art von logischer Konsequenz.
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