Mit Blockflöten gegen Fluglärm am Müggelsee
2000 Menschen protestierten auf der vierten Montagskundgebung gegen die geplante Flugroute
(dpa). Die Gegner von geplanten Flügen über den Berliner Müggelsee haben am Montagabend ihre Proteste fortgesetzt. Auf dem Marktplatz von Friedrichshagen versammelten sich nach Angaben der örtlichen Bürgerinitiative FBI rund 2000 Demonstranten zur mittlerweile vierten Montagskundgebung. Prominentester Teilnehmer war der Regisseur Leander Haußmann (»Sonnenallee«), der in Friedrichshagen wohnt. Haußmann nannte die Flugroutenplanungen eine Respektlosigkeit gegenüber den Bürgern. »Wir haben uns die Demokratie erkämpft und sind jetzt enttäuscht«, sagte der Regisseur in seiner Rede mit Blick auf die friedliche Revolution in der DDR.
Der Protest im Berliner Südosten richtet sich gegen die jüngsten Flugroutenpläne der Deutschen Flugsicherung für den Hauptstadtflughafen in Schönefeld, der in einem Jahr in Betrieb geht. Bei Ostwind sollen demnach etwa 120 startende Flugzeuge täglich das Naherholungsgebiet Müggelsee in einer Mindesthöhe von 1150 Metern überfliegen. Außer dem Fluglärm warnen die Kritiker vor einer erhöhten Kerosinbelastung. Ihrer Ansicht nach sind andere Abflugrouten im Osten möglich, die weniger Anwohner belasten würden. Anfang 2012 wird das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung die Routen festlegen.
»Vielleicht haben wir nicht die beste Lobby und nicht das beste Lied – bei uns packt keiner die Badehose ein«, sagte Haußmann unter Anspielung auf den Wannsee-Schlager von Conny Froboess aus dem Jahr 1951. Wannsee am westlichen Stadtrand wird nach derzeitigen Routenplanungen mit wesentlich weniger Fluglärm fertig werden müssen als die Berliner am Müggelsee am östlichen Stadtrand.
Viele Demonstranten machten ihrem Zorn mit Trillerpfeifen, Tröten oder Rasseln Luft. Einige Kinder hatten Blockflöten mitgebracht. Auf Transparenten hieß es unter anderem: »Herr Platzeck, auch das dümmste Schaf braucht sauberes Wasser, reine Luft und Schlaf.« Matthias Platzeck (SPD) ist der Regierungschef von Brandenburg, das Land ist Miteigentümer der Flughafengesellschaft.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.