Praktikant Baaske bewundert die Altenpfleger
Sozialminister spricht über erste Erkenntnisse durch seine Arbeit im »Hospital zum Heiligen Geist«
Von Marion van der Kraats, dpa
Ginge es nach Paul-Otto Altenkirch, würde der Sozialminister für immer im Altenheim bleiben. »Aber der hat wichtigeres zu tun, als mit uns zu plaudern«, sagt der 82-Jährige. Eine Woche lang hilft Günter Baaske (SPD) im »Hospital zum Heiligen Geist« in Bad Belzig (Potsdam-Mittelmark). »Ich bewundere die Liebe und Zuneigung, aber auch die Ausdauer und Gelassenheit, mit der die Beschäftigten sich hier um die Menschen kümmern«, erklärt der Minister bei seinem diesjährigen Arbeitseinsatz in der Sommerpause des Landtages. Während ihm als »Praktikant G. Baaske« Zeit für ein Gespräch bleibt, müssen die normalen Angestellten Buch führen über ihre Pflegeleistungen. Ein Grund, warum Baaske dringend für freiwilliges Engagement wirbt: »Wir müssen verstärkt auf das Ehrenamt setzen.«
Die ambulante Pflege in Brandenburg muss nach seiner Überzeugung deutlich ausgebaut werden. In keinem anderen Bundesland ist der demografische Wandel so deutlich spürbar wie in Brandenburg. Bis 2030 werden voraussichtlich 131 000 Einwohner pflegebedürftig sein. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ist der Zuwachs nirgendwo sonst so hoch. Im Moment gibt es etwa 90 000 Menschen, die auf Pflege angewiesen sind.
»Derzeit werden noch etwa 75 Prozent der Betroffenen zu Hause versorgt«, erzählt Baaske am Mittwoch. Künftig werde die Familie dies aber nicht mehr in dem Umfang leisten können. Gründe dafür gibt es mehrere: Immer weniger Nachkommen, Kinder und Enkelkinder müssen aus beruflichen Gründen fortziehen – und weniger Arbeitslose. »In diesem Punkt hilft Arbeitslosigkeit leider. Pflege und Berufstätigkeit lassen sich oft nicht gut vereinbaren«, räumt Baaske ein. Nötig seien flexiblere Vereinbarungen.
Das vor der Sommerpause verabschiedete Landespflegegesetz schafft seiner Ansicht nach Strukturen für die Zukunft. Das Gesetz schreibt fest, dass Pflegestützpunkte alle örtlich verfügbaren Angebote zu pflegerischen, medizinischen und sozialen Leistungen gezielt miteinander verknüpfen. Betroffene und ihre Angehörigen sollen Beratung aus erster Hand erhalten. Derzeit gibt es im Land 17 Pflegestützpunkte. Ziel ist, das möglichst viele Menschen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. »Es kann beispielsweise nicht sein, dass jemand nur deshalb ins Heim kommt, weil kein ambulanter Pflegedienst in seinen abgelegenen Ort kommt«, findet Baaske.
»Die Menschen wollen trotz Alter und gesundheitlichen Problemen möglichst selbstbestimmt leben«, weiß Pflegedienstleiterin Elke Gravelmann. Das Hospital in Bad Belzig bietet neben 60 stationären Plätzen auch betreutes Wohnen und Kurzzeitplätze an, die beispielsweise genutzt werden, wenn die Angehörigen in den Urlaub fahren.
Es mangelt jedoch an Fachkräften. »Wir bilden zwar überproportional viel aus«, berichtet Hospitalchef Michael Blümchen, der auch den Bereich Altenhilfe im Evangelischen Diakonissenhaus Berlin-Teltow leitet. »Doch viele Mitarbeiter verlassen Brandenburg, weil es in Süddeutschland lukrativere Stellen gibt.« Die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für osteuropäische Arbeitskräfte änderte nichts an der Situation. »Wir waren selbst überrascht, wie wenig Anfragen es gab«, sagt Blümchen. Auch das Interesse am Freiwilligen Sozialen Jahr sei bislang gering. Auf etwa 80 Stellen in seinem Bereich habe es lediglich eine Handvoll Bewerber gegeben.
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