Der Druck in der Pflanzenzelle

Hennigsdorfer Firma entwickelte Magnetsonde für die intelligente Bewässerung von Feldern

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.

Den Wasserdruck in Pflanzenzellen messen, um die Bewässerung von Feldern zu verbessern und die Erträge zu steigern – das war die Idee von Professor Ulrich Zimmermann. Er tüftelte an einer Magnetsonde, die an Blättern befestigt werden kann, ohne den Pflanzen zu schaden.

Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (LINKE) ist bei einer Reise nach Israel auf den Erfinder von der Universität Würzburg aufmerksam geworden und hat ihn nach Brandenburg gelockt. Die Entwicklung des Professors spare Wasser, äußerte der Wirtschaftsminister begeistert, als er ihn am Mittwoch in Hennigsdorf besuchte. Die natürlichen Ressourcen zu schonen, sei enorm wichtig. Bezogen auf die Förderung entsprechender Technologien sagte Christoffers: »Das ist eine Chance, die wir konsequent nutzen.«

Zimmermanns Firma, die ZIM Plant Technology GmbH, besteht erst seit April. Sie sitzt im Hennigsdorfer Biotechnologiepark und beschäftigt derzeit neun Mitarbeiter, darunter Zimmermanns Frau Gertrud. Gemeinsam entdeckte das Ehepaar den Standort bei einer Radtour. Da hatte sich der Professor schon entschieden, Würzburg nach 26 Jahren den Rücken zu kehren und in die alte Heimat zu ziehen. Er stammt ursprünglich aus Falkensee. Zimmermann plant, dereinst 40 Mitarbeiter zu beschäftigen. Er möchte auch die Produktion nach Hennigsdorf holen. Es würde Wirtschaftsminister Christoffers sehr freuen, wenn die komplette Wertschöpfungskette von Zimmermanns Erfindung in sein Bundesland käme.

Der Professor konnte dem Minister gestern Hoffnung machen. Weil nebenan ein Unternehmen ausziehen will, ergebe sich eine gute Möglichkeit für die Erweiterung der Firma. Bisher werden die Hauptteile der Sonden noch in Thüringen bestellt. Andere Komponenten entstehen bei Zulieferern in Berlin und Brandenburg. In Hennigsdorf erfolgt nur die Qualitätsprüfung. Wenn die ZIM Plant Technology GmbH die Herstellung selbst in die Hand nehme, müsse nicht mehr jede einzelne Sonde kontrolliert werden, erklärte Ulrich Zimmermann. Dann könnte in der Qualitätsprüfung Personal eingespart werden. Es könnten sich mehr Leute um den Vertrieb kümmern. Die Nachfrage sei sehr groß, freute sich der Professor.

Kein Wunder: Die Hälfte der weltweit produzierten Nahrung wird mit Hilfe von Bewässerung erzeugt. 71 Prozent des verbrauchten Süßwassers werden dafür eingesetzt. Von 260 Millionen Hektar bewässerter Ackerfläche drohen 80 Millionen Hektar zu veröden. Sie versalzen wegen der künstlichen Beregnung. Intelligente Systeme für die Bewässerung sind deshalb ein riesiger Markt.

Schon mit den herkömmlichen Angeboten werde ein Umsatz von sechs Millionen US-Dollar jährlich erzielt, berichtete Zimmermann. Die Methode, einfach das Wetter zu beobachten, sei zu ungenau. Gegenwärtig werde oft die Feuchtigkeit des Bodens gemessen. Aber das sage wenig darüber aus, wie viel Wasser die Pflanzen gespeichert haben. Manche Arten sind selbst bei trockener Erde noch ausreichend versorgt.

Hilfreich sei es, den Druck in den Pflanzenzellen zu messen. Der Druck könne bei einer gut mit Wasser versorgten Pflanze fünf bis sieben Bar erreichen. Zum Vergleich: Der Druck im Autoreifen liege bei etwa zwei Bar. Bei hohen Temperaturen und geringer Luftfeuchtigkeit falle der Druck in den Pflanzenzellen auf ein Bar ab. Bei Null sei die Pflanze tot. Die herkömmliche Methode, ein Blatt abzureißen und in einem Spezialbehälter den Druck zu messen, eigne sich nicht für Landwirte, meinte Zimmermann. Sie brauchen ein leicht handhabbares und trotzdem sehr sensibles System. Mit seinen Magnetsonden glaubt der Professor, die Lösung gefunden zu haben. Er verkauft seine Erfindung beispielsweise nach Spanien, Australien und China. Die Messdaten laufen über das Internet in Hennigsdorf ein und werden dort ausgewertet.

Eine Messstation mit drei Sonden genüge, um die Bewässerung eines 10 bis 20 Hektar großen Ackers zu steuern, verrät Zimmermann. Er empfehle seinen Kunden jedoch, zwei Messstationen und drei Sonden zu erwerben, denn an den Rändern und in der Mitte eines Feldes können durchaus unterschiedliche mikroklimatische Bedingungen herrschen.

Weil die Mobilfunknetze etwa in Australien längst nicht so gut ausgebaut sind wie in Deutschland, entwickelte das Hennigsdorfer Unternehmen zuletzt noch Verstärker, um die Signale von der Sonde bis zum nächsten Sendemast weiterzuleiten.

Lobend äußerte sich Ulrich Zimmermann über die Anschubförderung durch die Investitionsbank des Landes Brandenburg. Die Bank und der Wirtschaftsminister hörten es gern.

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