Qualifizierte junge Leute ohne Job

Arbeitslosenquote stieg saisontypisch um 0,2 auf 10,5 Prozent

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Arbeitslosenquote in Brandenburg ist im Juli um 0,2 auf 10,5 Prozent gestiegen. 74 126 Männer und 66 404 Frauen sind jetzt erwerbslos registriert.

Sozialminister Günter Baaske (SPD) rechnet dennoch damit, dass die Arbeitslosenzahlen in den kommenden Monaten sinken. Der Anstieg im Juli sei saisontypisch. Viele Jugendliche melden sich nach dem Schulabschluss oder nach der Ausbildung arbeitslos und in der Urlaubszeit stellen die Betriebe erfahrungsgemäß weniger neue Beschäftigte ein, erinnerte der Minister.

Im Vergleich mit dem Vorjahr ist die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozent gesunken. Damals hatte es 2344 Erwerbslose mehr gegeben. »Der Arbeitsmarkt profitiert auch weiterhin von der starken wirtschaftlichen Entwicklung«, versicherte Margit Haupt-Koopmann, Regionaldirektionschefin der Arbeitsagentur. Unverständlich sei jedoch der starke Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit. Es treffe vielfach gut ausgebildete junge Leute, obwohl Betriebe qualifiziertes Personal suchen.

Die Zahl der 15- bis 25-jährigen Erwerbslosen wuchs um 2995 auf 15 296. Wenigstens verringerte sie sich im Vergleich zum Vorjahr um 2294. Auch Sozialminister Baaske betonte, dass viele von den Jugendlichen, die sich jetzt im Sommer arbeitslos gemeldet hätten, sehr gut qualifiziert seien. »Die Unternehmen sollten bei den Nachwuchskräften schnell zugreifen und ihnen gute Berufsperspektiven anbieten«, riet er. »Sonst haben sie im Kampf um Fachkräfte bald das Nachsehen.«

Die relativ positive Entwicklung setze sich auch im Juli fort, fand der Landtagsabgeordnete Andreas Bernig (LINKE). Er verwies auf die Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse. 764 500 Menschen hatten im Mai solche Jobs. Dies sind 15 100 mehr als ein Jahr zuvor. Die Steigerung um 2 Prozent liegt allerdings um 0,6 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.

Andreas Bernig warnte davor, die strukturellen Probleme in Brandenburg zu übersehen. So sei der Weg von der Berufsausbildung in eine Beschäftigung wieder schwieriger geworden. Außerdem sind 49 927 arbeitslose Brandenburger 50 Jahre und älter. Das sind 303 weniger als im Juni, aber 2367 mehr als vor einem Jahr. Der Anteil der älteren Arbeitslosen liege bei 35 Prozent, bemerkte der Landtagsabgeordnete. Für ein derartiges Problem biete die schwarz-gelbe Bundesregierung keine Lösung. Sie kürze drastisch die Mittel und konzentriere die verbleibenden Gelder auf die Personengruppen, die sich leichter vermitteln lassen. »Das mag statistisch gut aussehen, hängt aber immer mehr Menschen mit Vermittlungshemmnissen dauerhaft vom Arbeitsmarkt ab.«

»Die massiven Einsparungen der Bundesregierung bei Qualifizierung und Umschulung rächen sich: Die Erwerbslosen stehen im Regen«, befand die DGB-Landesbezirkschefin Doro Zinke. »Die Verkündungen der Wirtschaftsverbände, angeblich mehr Ausbildungsplätze anzubieten in Zeiten des Fachkräftemangels, erweisen sich als bloße Versprechungen.«

Niemand dürfe als nicht vermittelbar abgeschrieben werden, sagte FDP-Landtagsfraktionschef Andreas Büttner. Jeder Erwerbslose stehe aber angesichts von 10 000 freien Stellen auch in der Pflicht, jede Anstrengung bei der Suche nach einem Arbeitsplatz zu unternehmen. »Das gebietet die Fairness gegenüber der Solidargemeinschaft.«

Langzeitarbeitslosen legt der FDP-Politiker nahe, sich ehrenamtlich zu engagieren und dies als Sprungbrett für eine bezahlte Arbeitsstelle zu nutzen. »Wer staatliche Unterstützung erhält, darf nicht zuhause sitzen, sondern muss sich und seine Fähigkeiten einbringen.«

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