Ornament

»Political Patterns« in der ifa-Galerie

  • Robert Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Frau zielt mit einem Gewehr auf ein Blumen-Ornamentmuster. Steckt in diesem Bild eine Aussage, die nicht anders vermittelt werden kann? Wenn Sprache versagt oder tabuisiert wird, greifen Menschen zum Bild, um ihre Anschauungen zu vermitteln. »Political Patterns – Ornamente im Wandel« heißt eine Ausstellung in der ifa-Galerie, die im Rahmen der Reihe Kulturtransfer läuft und zeigt, wie Ornamente zur Vermittlung von Empfindungen und Standpunkten genutzt werden können.

Ornamente gehen mitunter über dekoratives Beiwerk weit hinaus, sie müssen keine leeren Muster aus sich wiederholenden Elementen sein, sondern können durchaus auch brisante Inhalte bergen. »Political Patterns« zeigt Beispiele. Wie etwa soll man Aisha Khalid's »Kabul« deuten? Zu sehen sind rund 20 mit Fühlern versehene schwarze runde Objekte, die sich als Zecken oder als andere Krabbeltierchen betrachten lassen. Die schwirren zwar frei im Raum umher, bilden aber doch ein loses Cluster. Steckt in diesem Muster eine Nachricht?

Konkreter und bedrohlich wirkt dagegen das Bild »Stachel« von Adriane Czernin. Das Werk zeigt ein Stacheldrahtgeflecht, das an einen wachsenden, undurchdringlichen Dornenbusch erinnert. Fast psychedelisch erscheint »In Transit II« von Abdulnasser Gharem mit seiner tiefen inneren Symmetrie: Die obere Bildhälfte zeigt ein in schwarz-weiß gehaltenes Ornament, das Mustern auf persischen Teppichen ähnelt. In der unteren Hälfte findet sich das gleiche Muster, nur leicht eingefärbt und horizontal ausgerichtet. In der Mitte des Bildes breitet sich ein gelber Streifen aus – eine Lande- und Startbahn, von der aus ein gelbes Flugzeug in den Himmel aufsteigt.

Bei einem anderen Bild wiederum kann sich das Gefühl einstellen, auf ein zweidimensionales Netzwerk aus sich kreuzenden Linien, Kurven und seltsam gebogenen Formen zu schauen, deren innerer Zusammenhalt zugleich stabil wie brüchig wirkt.

»Political Patterns« ist eine tolle Ausstellung, die auch viel über Kreativität von Menschen in politisch problematischen Zonen erzählen kann.

Bis 3. 10., dienstags bis sonntags, 14 bis 19 Uhr, ifa-Galerie, Linienstraße 139/140

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!