Osttangente erst nach den Wahlen
Streit um Verlauf und Zahl der Fahrspuren des fehlenden Teilstückes
Der Verband Deutscher Grundstücksnutzer e.V. (VDGN) will Nägel mit Köpfen machen. Auf einer eigens produzierten DVD fordern die Interessenvertreter von Siedlern und Anwohnern in Biesdorf-Süd und Karlshorst, endlich die Tangentiale Verbindung Ost, kurz TVO genannt, bürgernah und zügig zu vollenden. Gemeint ist das fehlende Teilstück zwischen B1-B5/Märkische Allee im Norden und der Straße an der Wuhlheide im Süden.
Die Verkehrsströme in beiden Richtungen wälzen sich zur Zeit in dicht besiedeltem Gebiet durch die Köpenicker Straße (Biesdorf-Süd) und Treskowallee (Karlshorst). Beide Straßen sind an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt. Die Köpenicker Straße passieren nach jüngsten Erhebungen täglich 20 000 Fahrzeuge. In der Treskowallee wurden 40 000 Fahrzeuge gezählt, wobei hier in den Morgen- und Abendstunden alle 17 Sekunden ein LKW entlang donnert. Nach Fertigstellung des neuen Großflughafens in Schönefeld wird auch von offizieller Seite mit einer Verdopplung des Verkehrs gerechnet. Der könnte dann weder in Biesdorf-Süd noch in Karlshorst von den vorhandenen Straßen bewältigt werden.
Im Gegensatz zu den Vorstellungen des Senats, der inzwischen die Notwendigkeit der TVO-Vollendung nicht mehr bestreitet, setzt sich der VDGN vehement für eine Trassenführung westlich der vorhandenen Eisenbahnlinie ein. Dabei, so argumentiert dessen Präsident Peter Ohm, würden keine Anwohner unmittelbar betroffen, wäre kein Abriss von Häusern notwendig. Auch die Natur würde nur am Rande berührt. Gedacht ist an das Biotop Biesenhorster Sand, das sich auf einem ehemaligen sowjetischen Übungsgelände gebildet hat.
Dieser Argumentation schloss sich auch Marzahn-Hellersdorfs Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff (CDU) an. Bei einem Journalistengespräch im Rathaus Helle Mitte stellte er den Entwurf einer Antwort des Bezirksamtes auf eine vom Senat in Auftrag gegebene »Untersuchung der Vierstreifigkeit« des zu errichtenden TVO-Teilstückes vor. Darin heißt es, angesichts der zu erwartenden Verkehrsentwicklung sowie der Tatsache, dass die bereits fertig gestellten TVO-Abschnitte vier Fahrspuren aufweisen, verbiete sich eine vom Senat bevorzugte zweispurige Variante.
Diese Zweispurigkeit, so wird nicht nur beim VDGN vermutet, werde vom Roten Rathaus wohl vor allem deshalb ins Spiel gebracht, weil man bei dem dort favorisierten östlichen Trassenverlauf Siedlungsgebiete berührt, durch die man kaum eine vierspurige Trasse schlagen könnte, ohne viele Grundstücke enteignen und Häuser abreißen zu müssen.
Der vierspurige Ausbau der TVO westlich des Bahndammes wäre zwar teurer als die Ostvariante (60 Millionen statt 40 Millionen Euro), würde aber für mehr als 60 000 Menschen eine deutliche Verbesserung bringen. Zugleich, so Christian Gräff, bedeute sie eine wesentliche Voraussetzung für die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Berliner Osten und Nordosten. Eine endgültige Entscheidung werde wohl erst der nächste Senat nach den Wahlen im September fällen, sagt Gräff.
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