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Bomben mit Plasmatechnik entschärfen
Forscher entwickelten neue Methode zur Kampfmittelbeseitigung / Sperrkreise könnten kleiner sein
Mit neuen Methoden wollen Spezialisten Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg künftig schneller und preiswerter entschärfen. Wissenschaftler der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) haben dafür ein Konzept entwickelt, das sie am Mittwoch vorstellten. Eine bessere Entschärfungstechnik soll dafür sorgen, dass der zwei Kilometer große Sperrkreis an den Fundorten verringert werden kann. Dann müssten weniger Menschen Wohnungen, Schulen, Betriebe, Kindergärten oder Krankenhäuser verlassen.
Experten vermuten im Stadtgebiet von Oranienburg noch mehr als 300 Bomben im Untergrund und in Berlin etwa 3000 bis 4000. In den Stunden bis zur Entschärfung kommt das Leben im abgesperrten Gebiet regelmäßig zum Erliegen – was auch zu wirtschaftlichen Einbußen führt.
»Wir bieten ein Plasmaverfahren an, wonach die Bombe in der jeweiligen Fundsituation entschärft werden kann«, erklärte Professor Wolfgang Spyra vom BTU-Lehrstuhl Altlasten. »Der Blindgänger wird nicht wie bei anderen Verfahren bewegt, um an den Zünder zu kommen.« Vielmehr werde die Bombe durch einen ferngesteuerten Plasmabrenner geöffnet, um den Sprengstoff anzuzünden und abbrennen zu lassen. »Bei diesen Arbeiten soll eine Vorrichtung eingesetzt werden, die im Falle einer Detonation die Wucht mindert und alle Splitter auffängt«, erläuterte Spyra. »Dieses Verfahren wollen wir als Patent anmelden.«
Mit dieser Methode sollen die durch Sperrkreise entstehenden Belastungen der Bewohner von Städten wie Oranienburg und Berlin, aber auch Hamburg oder Dresden verringert werden. Diese Städte waren im Zweiten Weltkrieg besonders massiven Luftangriffen ausgesetzt. Allein in Oranienburg und Umgebung fielen tausende Bomben auf Rüstungsbetriebe und andere Industrieunternehmen. Darunter waren die Heinkel-Flugzeugwerke und die Auer-Werke, wo auch zur Atombombe geforscht wurde, sowie SS-Depots und der Flughafen. Große Teile der Stadt versanken in Schutt und Asche. Viele Bomben mit Langzeitzündern explodierten nicht. Seit 1965 wurden in der Stadt mehr als 360 Blindgänger entschärft. Zuletzt wurde am 5. Mai eine Zehn-Zentner-Bombe unschädlich gemacht. 4000 Menschen mussten zeitweise ihre Wohnungen verlassen.
Die Forschungsergebnisse der BTU basieren auf einem vom Innenministerium in Auftrag gegebenen Gutachten aus dem Jahr 2008. Untersucht werden sollte die Kampfmittelbelastung von Oranienburg. Es sollten Hinweise für ein Konzept zur Räumung der Blindgänger gegeben werden. Sprengkörper haben sich in Oranienburg fünfmal selbst entzündet: 1977, 1981, 1982, 1991 und 1993. Es blieb meist bei Sachschäden, aber bei der Detonation 1991 wurden drei Menschen verletzt.
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