Lügendetektoren und Schikane

Gewerkschaften erheben schwere Vorwürfe gegen internationale Niederlassungen der DHL

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.
Während sich die privatisierte Deutsche Post DHL als global und sozial verantwortlicher Arbeitgeber und Garant der Mitbestimmung feiern lässt, häufen sich Klagen über eine Verletzung von Menschen- und Gewerkschaftsrechten in ihren weltweiten Niederlassungen.

Die Gewerkschaftsdachverbände Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) und UNI global union (UNI) prangerten jüngst die Deutsche Post DHL an. So solle die DP DHL bei ihren Tochtergesellschaften in Panama, Costa Rica, Kolumbien, Südafrika und dem Vernehmen nach auch El Salvador Belegschaftsangehörige systematisch mit Lügendetektoren verhören und sich damit besonders schlecht gegenüber den Beschäftigten verhalten. ITF und UNI sehen darin einen Verstoß gegen die Menschenrechte und gegen die von DP DHL 2006 unterzeichnete Erklärung »UN Global Compact«, eine von den Vereinten Nationen und deren ehemaligem Generalsekretär Kofi Annan initiierte Selbstverpflichtung für verantwortliches Unternehmenshandeln.

Damit soll nach dem Willen ihrer Urheber die Globalisierung »sozialer und ökologischer gestaltet« werden. Kritiker sehen im »UN Global Compact« ein unwirksames Instrument, weil es auf freiwilliger Basis funktioniere, keine Sanktionen vorsehe und zudem für Unternehmen ein billiges Werbeinstrument darstelle. Dem bundesdeutschen Global Compact-Netzwerk haben sich über 150 Unternehmen von Weltkonzernen bis zu Kleinbetrieben angeschlossen.

Der DP DHL-Vorstandsvorsitzende Frank Appel hat sich nach Gewerkschaftsangaben »uneinsichtig« gezeigt, als er auf der Hauptversammlung des Konzerns im Mai mit den Vorwürfen konfrontiert wurde. Der Lügendetektortest würde »in Ausnahmefällen« auch weiterhin eingesetzt, ließ der Konzernchef die Kritiker damals wissen. Inzwischen wurden auch Beschwerden von DP DHL-Beschäftigten in den USA bekannt. So hätten sich dort Diskriminierungen und Beleidigungen durch Vorgesetzte und mangelnde Sicherheitsstandards gehäuft, die häufig zu Verletzungen führten. In Indien habe das dortige DHL-Management aktive Gewerkschafter diskriminiert und wegen ihres Engagements entlassen und ebenso Arbeitern mit befristeten Arbeitsverträgen den ihnen zustehenden Tariflohn vorenthalten. Auch in Norwegen sei jüngst ein bekannter Gewerkschaftsaktivist wegen angeblichen Verstoßes gegen die Unternehmensrichtlinien entlassen worden.

Mit solchen Zuständen wollen sich die Gewerkschaften nicht abfinden. Sie haben wegen des Verstoßes gegen die Selbstverpflichtung bei der UNO eine Beschwerde eingereicht. »DHL hat die UN-Prinzipien von Fairness in der Arbeits- und Geschäftswelt, zu denen sie sich vor fünf Jahren verpflichteten, gebrochen«, erklärte UNI-Generalsekretär Philip Jennings. Dafür gebe es keine Entschuldigung. Nun sei es an der Zeit, »dass sie etwas ändern und ihre globalen Verpflichtungen ernst nehmen, wenn sie als verantwortungsbewusstes Unternehmen ernst genommen werden wollen«, so der Gewerkschafter. Ingo Marowsky von der ITF forderte den Weltkonzern auf, alle 470 000 Beschäftigten weltwelt »anständig zu behandeln« und die beklagten Verstöße sofort zu beenden. Auch die bundesdeutsche AG Betrieb & Gewerkschaft der Linkspartei forderte das DP DHL-Management auf, die Menschenrechte weltweit zu respektieren.

Derlei Schikane ist kein Einzelfall. Beschwerden über gewerkschaftsfeindliches Gebaren wurden auch gegenüber der zur Deutschen Telekom gehörenden US-Mobilfunkgesellschaft T-Mobile USA (TM) bekannt. Bei DP DHL und Telekom hält der Bund bzw. die bundeseigene KfW-Bankengruppe noch über 30 Prozent der Aktien.

Die Hoffnung der Gewerkschaften, dass die Bundesregierung ihre Beschwerden aufgreift, dürfte allerdings nicht aufgehen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble möchte die restlichen DP DHL- und Telekomaktien baldmöglichst an Private verkaufen. Es bleibt abzuwarten, ob die Turbulenzen an den Weltbörsen ihm einen Strich durch die Rechnung machen.

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