Schulstart mit Schwierigkeiten

100 Lehrerstellen sind noch nicht besetzt, 153 Klagen gegen Schulablehnungen anhängig

  • Sonja Vogel
  • Lesedauer: 3 Min.

»Der zentrale Punkt für eine gute Schule ist, dass ausreichend motivierte Lehrkräfte vor Ort sind«, erklärte gestern Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD). Auf der Pressekonferenz zum neuen Schuljahr verkündete er gute Nachrichten. 321 740 Berliner Schüler starten an allgemeinbildenden Schulen in ihre neuen Klassen. Unterrichtet werden sie von 26 118 Lehrkräften – 300 mehr als im Jahr zuvor. »Die Situation stellt sich gut dar«, sagte Zöllner. »Wir hatten in diesem Jahr eine andere Situation – der Bedarf für das neue Schuljahr wurde bereits im Frühjahr geplant.« Für 2011 waren 1182 Neueinstellungen vereinbart worden.

Doch obwohl die Situation entspannter ist als in den Jahren zuvor – das Versprechen, alle offenen Stellen zu besetzten, hat der Bildungssenator nicht eingelöst. Rund 100 Stellen werden auch nach Schulstart noch offen sein.

Erstmals gab es für das neue Schuljahr auch ein Einstellungskontingent für Erzieher. 290 Stellen konnten so neu besetzt werden. An Berliner Schulen arbeiten damit 4308 Erzieher.

Erfreut zeigte sich Jürgen Zöllner über weitere Schritte in Richtung eines Ganztagsbetriebs an den Integrierten Sekundar- und Gemeinschaftsschulen. »58 von 188 Schulen haben die Chance eines gebundenen Ganztagsbetriebs angenommen«, so Zöllner. Dies treffe auch für die Gymnasien zu – zwölf von ihnen laufen bereits ganztags.

Auch die angelaufene Kooperation von Schulen mit nichtschulischen Partnern aus der Wirtschaft ist für den Bildungssenator ein Erfolg. Unter dem Stichwort »duales Lernen« wurden 245 Partnerschaften geschlossen, die Schülern den Einstieg in den Beruf erleichtern sollen. Und noch etwas ist neu im Schuljahr 2011/12: Für 15 100 angehende Siebtklässler beginnt das Schuljahr mit dem Wechsel auf eine Integrierte Gesamtschule, 11 600 Kinder wechseln auf das Gymnasium. An der Schulstrukturreform hält Jürgen Zöllner fest. Das neue zweigliedrige Modell, in dem alle Bildungsabschlüsse an den neuen Integrierten Gesamtschulen genauso wie an den Gymnasien erreichbar sind, sei auf »breite Zustimmung« gestoßen. Zum Schuljahr 2011/12 werden fünf weitere Real- und vier Gesamtschulen in Integrierte Sekundarschulen umgewandelt.

In den letzten Wochen hatte es allerdings immer wieder Kritik an dem neuen Aufnahmeverfahren für die Oberschulen gegeben. Hat eine Schule mehr Anmeldungen als Schulplätze, wählt sie 70 Prozent der Bewerber (zumeist nach Notenschnitt) aus, über die restlichen 30 Prozent entscheidet das Los. 153 Klagen von Eltern, deren Kinder Ablehnungen von Wunschschulen erhalten hatten, sind nun noch anhängig. Wo Kinder unterkommen sollen, die von keiner der präferierten Schulen genommen wurden, darüber herrscht bei den Betroffenen noch große Unsicherheit.

»Es haben alle Kinder einen Schulplatz«, beruhigt indes Jürgen Zöllner. Die Zahl der Widersprüche bewege sich in der gleichen Größenordnung wie im letzten Jahr. So seien von insgesamt 26 787 Anmeldungen 22 512 Erstwünsche erfüllt worden. Für Kinder mit einem schlechten Notenschnitt ist die Situation allerdings bedeutend schwieriger, an beliebten Schulen haben sie kaum eine Chance. Für Zöllner trotzdem eine gute Quote – immerhin hatte sich im selben Zeitraum die Schülerzahl wegen des früheren Einschulungstermins um 16,5 Prozent erhöht. Im nächsten Jahr stünden dann für 16 Prozent weniger Schüler dieselbe Anzahl von Plätzen zur Verfügung. »Unterm Strich ist das eindeutig ein Erfolg«, sagt Jürgen Zöllner.

Ob dem so ist, wird sich in den nächsten Jahren herausstellen. Als Bildungssenator wird es Zöllner nicht mehr erleben – er hatte bereits angekündigt, zum Ende der Legislaturperiode auszuscheiden.

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