Mit Entdeckungen gut bezahlte Jobs schaffen

Wirtschaftssenator Wolf setzt auf Innovationen und verfolgt dabei eine gemeinsame Strategie mit dem Land Brandenburg

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Geschäftsführer Franzpeter Bracht ist zufrieden. Seine Biotechnologiefirma, die 2001 gegründete Glycotope GmbH, entwickelt sich prächtig. Basis dafür ist die Entdeckung, dass die Zuckerketten auf Eiweißen ein wichtiger Faktor bei der Wirksamkeit von Medikamenten sind. Glycotope arbeitet daran, Zuckerketten zu optimieren und trifft damit auf großes Interesse in der Pharmaindustrie. Vier Produkte habe man derzeit in der klinischen Phase der Erprobung, schwärmt Bracht. Es sei angepeilt, 2015 die ersten zwei Zulassungen für die neuen Medikamente zu haben.

Wirtschaftssenator Harald Wolf (LINKE) hätte wahrscheinlich nicht einmal versprechen müssen, dass seine Verwaltung dem Unternehmen helfen werde, soweit es in ihrer Macht steht. Er kann hier ebenfalls zufrieden sein und lächelt. Glycotope stehe exemplarisch dafür, wie mit Innovationen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, erklärt Wolf erfreut. Die Firma Glycotope habe die Zahl ihrer Beschäftigten vervielfacht. »Das zeigt, welche Chancen in solchen Unternehmen liegen.« Glycotope stehe für die Entwicklung, der die Länder Berlin und Brandenburg mit ihrer gemeinsamen Innovationsstrategie und mit dem gemeinsam vergebenen Innovationspreis »einen starken Impuls geben wollen«. Es gehe um die Vernetzung von Wirtschaft und Forschung an dynamisch wachsenden Zukunftsstandorten.

Die gemeinsame Innovationsstrategie wurde am 21. Juni 2011 vom Berliner Senat und von der brandenburgischen Landesregierung beschlossen. Die Bundeshauptstadt und ihr brandenburgisches Umland nehmen mit exzellenter Forschung und Entwicklung einen Spitzenplatz in Deutschland und Europa ein, heißt es in der Einleitung der Innovationsstrategie. »Diese Position soll künftig weiter ausgebaut werden.« Den Innovationspreis verleihen Berlin und Brandenburg schon seit 1992 gemeinsam. Die ersten Innovationspreise hatte der Westberliner Senat bereits 1984 ausgelobt. Glycotope gewann den Preis im vergangenen Jahr. Es hatte 93 Bewerbungen gegeben. Für den Innovationspreis 2011 sind inzwischen 150 Anmeldungen eingegangen. Neun Einreichungen stammen von Hochschulen und Forschungsinstituten. Bei 33 Wettbewerbsbeiträgen von Unternehmen sitzen Hochschulen und Forschungsinstitute mit im Boot. Eine Jury entscheidet, wer im Dezember einen der maximal fünf Innovationspreise erhält.

Glycotope beteiligte sich nicht erneut. Man könne nicht in jedem Jahr mit einer Innovation aufwarten, erklärt Geschäftsführer Bracht. Darum gönne man sich eine Pause. In den ersten fünf bis sechs Jahren nach der Gründung bauten 20 Mitarbeiter das Unternehmen auf. Heute beschäftigt die Glycotope-Firmengruppe 145 Leute, davon 74 am Hauptsitz in Berlin-Buch, die restlichen 71 in Heidelberg, wo innerhalb von nur acht Monaten eine Produktionsstätte für Antikörper entstand. Antikörper werden beispielsweise bei Krebstherapien eingesetzt. Schon jetzt ist die Firma mit einem Ausstoß von 15 Kilogramm pro Jahr in die Liga der größten deutschen Produzenten von Antikörpern aufgestiegen. Die angestrebte Marke von 1000 Kilogramm würde Arbeit für weitere 180 Beschäftigte bedeuten.

Den Standort im Biotechnologiepark Berlin-Buch, wo beispielsweise auch das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie ansässig sind, findet Franzpeter Bracht nahezu ideal. So gebe es, was den wissenschaftlichen Nachwuchs des Unternehmens betreffe, keinerlei Rekrutierungsprobleme, weil man von den Universitäten in Berlin und Potsdam immer die Crème de la Crème der Absolventen anlocken könne. Nur bei den kaufmännischen Angestellten müsse man sich weiter umschauen, um gute Leute zu finden.

In der Berliner Gesundheitswirtschaft verdienen 350 000 Menschen ihre Brötchen. Medizintechnik, Biotechnologie und Gesundheitswirtschaft finden im Wahlprogramm der Linkspartei zur Abgeordnetenhauswahl Erwähnung. Man habe die Wirtschaftspolitik in den letzten zehn Jahren »konsequent auf Zukunftsbranchen ausgerichtet«, heißt es da unter der Überschrift »Aus Wissen Arbeit schaffen«. Berlin-Buch sei ein Ort, der für die Zukunft der Wirtschaft in der Hauptstadt stehe. Technologieparks werden wir stärken, versprechen die Sozialisten.

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