Attentäter telefonierte zehnmal mit Polizei
Norwegen: Kommissionsbericht in einem Jahr
Oslo (dpa/ND). Der Attentäter von Norwegen, Anders Behring Breivik, hat nach eigenen Angaben zehnmal bei der Polizei angerufen, als er auf der Ferieninsel Utøya 69 Teilnehmer eines Jugendlagers erschoss. Anwalt Geir Lippestad berichtete der Zeitung »Aftenposten« von entsprechenden Aussagen seines Mandanten. Der hatte demnach vor seiner Verhaftung bei der Polizei angerufen, um sich zu ergeben. Er sei aber nur zweimal durchgekommen.
Breivik wollte laut Lippestad bestätigt haben, dass die Polizei seine Kapitulation annehmen würde. Während er auf einen Rückruf wartete, habe er nicht geschossen. Auch Überlebende hatten berichtet, dass der Attentäter für kurze Zeit das Feuer einstellte.
Breivik habe »darüber nachgedacht, Selbstmord zu begehen oder mit seiner ›Operation‹ weiterzumachen, und entschied sich, bis zum Eintreffen der Polizei fortzufahren«, berichtete Lippestad. Der Täter wollte nicht von der Polizei erschossen werden.
Ein Polizeisprecher sagte, es gebe eine Aufzeichnung von einem Anruf Breiviks. Weitere Anrufe konnte er nicht bestätigen.
Ministerpräsident Jens Stoltenberg gab am Freitag die Namen der Mitglieder einer Kommission zur Untersuchung der Vorfälle vom 22. Juli bekannt. Die zehn Kommissionsmitglieder sollen »alle relevanten Aspekte untersuchen und Fakten auf den Tisch bringen«, sagte Stoltenberg. Überlebende, Verwandte der Opfer und alle Norweger wollten wissen, was bei dem Bombenanschlag in Oslo und auf Utøya genau passiert sei und »warum es geschah«. Ein Abschlussbericht soll bis zum 10. August 2012 vorliegen.
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