Chefgehälter in Landesbetrieben stark gestiegen
In den Chefetagen der Berliner Landesunternehmen sind die Gehälter 2010 wieder überdurchschnittlich gestiegen. Nach einer Auswertung der Nachrichtenagentur dpa stiegen die Bezüge der 40 wichtigsten Vorstände und Geschäftsführer durchschnittlich um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Berliner Arbeitnehmer mussten sich derweil im Mittel mit einem Plus von 2,1 Prozent zufriedengeben.
Spitzenverdiener bei den Landesbetrieben war Peter Hohlbein, der als Chef der Berliner Immobilien-Holding (BIH) Fonds verwaltetet, die einst den Bankenskandal auslösten. Er erhielt 610 631 Euro. Das Land hatte erfolglos versucht, die BIH zu verkaufen, weil der Erhalt der 39 000 Wohnungen künftig Steuergeld verschlingt. Hohlbein wurde inzwischen abgelöst. Zweitbester Verdiener ist der Herr über die größte Baustelle der Region, Flughafen-Geschäftsführer Rainer Schwarz, mit 550 000 Euro. Es folgt Investitionsbank-Chef Ulrich Kissing mit 458 100 Euro.
Einige Top-Manager im Dienste der Landesunternehmen durften sich im vergangenen Jahr über saftige Gehaltszuschläge freuen. Etwa Georg Grunwald, der Technikvorstand der Wasserbetriebe, die wegen ihrer hohen Preise in der Kritik stehen. Sein Gehalt wuchs um fast die Hälfte auf 387 300 Euro. Als Neuzugang hatte er 2009 noch keine Boni erhalten, im Folgejahr gab es das volle Gehalt – es übersteigt nun sogar das Salär seines Vorstandschefs Jörg Simon.
Gut ein Viertel üppiger fiel auch die Abrechnung von Jürgen Marx aus, dem Chef der Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land, der knapp 259 000 Euro kassierte – und damit in etwa so viel wie die Bundeskanzlerin. Die Unternehmensspitze hält sich zugute, das Jahresergebnis gesteigert zu haben, während Schulden und Leerstand sanken. Aufschläge zwischen 10 und 16 Prozent gab es auch für zwei Kollegen von Gesobau und Gewobag, den Vorstand der Deutschen Klassenlotterie Berlin und für BVG-Finanzvorstand Henrik Falk, wie aus den Geschäftsberichten hervorgeht.
Dagegen büßten die Messe-Geschäftsführer nach Zuwächsen im Vorjahr rund 18 Prozent ein. Raimund Hosch erhielt noch 409 000 Euro, Christian Göke 328 000 Euro. Ein Messesprecher begründete das mit dem im Zwei-Jahres-Takt schwankenden Erträgen aus dem Messegeschäft.
Viele Geschäftsberichte erfüllen schon die Vorgaben des neuen Transparenzgesetzes. Das Abgeordnetenhaus hatte im April einstimmig beschlossen, dass Landesunternehmen die Gehälter ihres Spitzenpersonals im Detail offenlegen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.