Pfeifkonzert und bunte Luftballons

Über 600 Menschen protestierten am Samstag an der Bösebrücke gegen NPD-Kundgebung

  • Lea Sandberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Schon am frühen Vormittag am Sonnabend waren beide Enden der Bösebrücke zwischen den Stadtteilen Wedding und Prenzlauer Berg versperrt. Zwischen 200 und 300 Menschen hatten sich jeweils auf den von SPD und Grünen angemeldeten Kundgebungen eingefunden, um gegen die NPD zu demonstrieren. Die rechte Partei wollte auf dem Platz des 9. November, am Ort des einstigen Grenzübergangs zwischen DDR und BRD, der Mauertoten gedenken. Die Brücke selbst war mit zahlreichen Polizeibussen, Absperrgittern und mehreren Hundertschaften abgeriegelt. Insgesamt waren rund 600 Polizisten im Einsatz, um die TeilnehmerInnen der Kundgebungen auseinanderzuhalten. Bis Mittag fanden rund 40 Demonstranten den Weg zum Fuß der Brücke, um zumindest in direkter Hörweite gegen die rechte Propaganda-Veranstaltung zu demonstrieren.

Von den zwei Brückenenden tönte Musik herauf, als gegen 13 Uhr von Wedding her »Nazis raus!«-Rufe laut wurden. In einem Linienbus und eskortiert von mehreren Polizeibussen sowie im Laufschritt nebenher joggenden Beamten fuhren die NPD-Anhänger auf die Brücke. Nur um sich dann in den Schatten der Gedenk- und Ausstellungstafeln zurückzuziehen.

Derweil die NPD und ihr Fußvolk ihre Kundgebung abhielten und Blumen niederlegten, schickten die Gegendemonstranten vom Brückenende kontinuierlich Lärmsalven hinüber. Viele junge Familien und ältere Anwohner aus den umliegenden Stadtteilen waren gekommen, um gegen den »Missbrauch« des 13. August als Gedenktag zu protestieren, wie eine ältere Frau sagte. Sprechchöre, Pfeifkonzert und Musik konnten zumindest die gewollte »feierliche« Stimmung ein wenig stören.

Zahlreiche linke Gruppen und Initiativen wie das Bündnis »Nazis auf die Pelle rücken« und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antiaschistinnen und Antifaschisten (VVN / BdA) hatten zum Protest aufgerufen. Unterstützt wurden die Kundgebungen unter anderem durch ver.di und die Linkspartei. Überall schwebten grüne und rote Luftballons, die Absperrgitter waren hier und da mit Plakaten und Transparenten verziert, welche mit ihren Gegen-rechts-Botschaften in Richtung Brücke wiesen. Auch die Brücke selbst wurde wenige Tage vorher mit vielen Plakaten geschmückt, die Slogans gegen Nazis enthielten. Lokalpolitiker und einige Kandidaten für die Abgeordnetenhauswahlen nutzten die Kundgebungen für ein bisschen Wahlkampf an der Basis. So etwa die Spitzenkandidatin der Grünen, Renate Künast. Auch die Spitze der Berliner Linkspartei um Klaus Lederer war vor Ort.

Gegen 15 Uhr beendete die NPD ihre Kundgebung und verließ erneut unter Geleitschutz die Brücke. »Unser Konzept, die Gruppen strikt voneinander zu trennen, ist voll aufgegangen«, sagte Polizeisprecher Volker-Alexander Tönnies. Nur bei der Anreise der Rechten war es zu ein paar Rangeleien zwischen Gegendemonstranten und der Polizei gekommen. Einige Personen wurden wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz vorübergehend festgenommen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.