Friedrichstadtpalast
Showkathedrale
Noch ist die Umgestaltung der Außenanlagen in vollem Gang. Doch schon jetzt ruht der Friedrichstadtpalast auf einer umlaufenden Treppe aus dunklem Stein, die den am 27. April 1984 eingeweihten Bau aus hell leuchtendem Baumaterial vorteilhaft kontrastiert. Die veränderte Außenpräsentation von Berlins renommiertem Showpalast ist nur ein Teil der aufwendigsten Bauarbeiten seit der Eröffnung. Denn der Palast spielt außer montags jeden Tag, am Sonnabend sogar doppelt. Das sind sieben Mal pro Woche, und was intensiv benutzt wird, unterliegt zähem Verschleiß. Bis zu 150 Bauarbeiter tummelten sich während der Sommerpause an der Friedrichstraße 107, teils rund um die Uhr, um neben der Außenanlage auch Foyer und Hinterhaus umzugestalten. Behutsam wurde das Foyer der Ästhetik seiner Entstehungszeit angepasst. Man wandelt jetzt, statt auf zuvor rotem, auf vornehm grauem Teppichboden, kann zu beiden Seiten des Eingangs Fundstücke bestaunen, wie sie bei gegenwärtigen Ausschachtungsarbeiten vom alten Friedrichstadtpalast geborgen wurden. In Pink und Blau leuchten dahinter die Namen jener Stars auf, von Marlene Dietrich bis Louis Armstrong, die dem Gebäude aus Zeiten Max Reinhardts und danach Glanz verliehen haben.
Glanz gibt dem Foyer des letzten großen Bauwerks aus DDR-Zeiten auch ein verändertes Lichtkonzept. Werden die Glasbausteine in der Fassade nun von innen illuminiert, bietet die Ausleuchtung am Abend den Eindruck einer Kunstkathedrale. »Wir strahlen eben wie ein nationaler Unterhaltungstempel«, freut sich Intendant Bernd Schmidt, der das Haus als architektonisches Zeitzeugnis verstanden wissen möchte. Modernsten Sicherheitsbestimmungen haben indes die Räumlichkeiten im Hinterhaus zu genügen. Hier laufen die Baumaßnahmen, die schon im Frühjahr begonnen haben, auf vollen Touren noch bis 2012. So wurden aus Gründen des Feuerschutzes über 300 Brandschutztüren eingebaut und alle Flurdecken des 100 x 80 Meter messenden Gebäudekomplexes mit Brandschutzplatten versehen. Das ist nötig, weil schon so manches Theater voller brennbarer Materialien wie Stoff und Holz Opfer von Flammen wurde. Auch die Strangsanierung, was heißt: erneuerte Leitungen, modernisierte Sanitäreinrichtungen, komfortablere Garderoben, dauert noch an.
Für die Begehung des landeseigenen Gebäudes mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und seinem Staatssekretär André Schmitz hielt der Intendant freilich noch eine Überraschung bereit. War es doch Wowereit, der sich im September 2008 gegen Widerstände dafür verwendet hatte, dem finanziell ins Schlingern geratenen Palast mit einem Darlehen des Senats von 3,5 Millionen Euro aufzuhelfen, weil er auf die »Selbstheilungskräfte« des Hauses setzte. Er sollte sich nicht getäuscht haben. Weil die letzten zweieinhalb Jahre gut liefen, konnte Schmidt nun die reguläre Jahresrate von 488 000 Euro um eine freiwillige Sondertilgung von 600 000 Euro aufstocken und dem Regierenden einen zunächst symbolischen Scheck über 1,088 Millionen Euro aushändigen. Denn Schulden solle man so schnell wie möglich abbauen, so Schmidt. Wowereit dankte in Zeiten klammer öffentlicher Kassen für die Hilfe nun seitens des Palasts. Die leichte Muse müsse ihren Platz haben, bleibe fester Teil der Kulturpolitik des Senats, versprach er: Der Friedrichstadtpalast gehöre zu Gesamtberlin wie Funkturm und Fernsehturm.
»Der Friedrichstadtpalast gehört zu Berlin wie Funkturm und Fernsehturm.«
Klaus Wowereit
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