Der Strom der Zukunft
Gemeinsame Studie von Wirtschaft und Wissenschaft zur Energieversorgung 2037 vorgestellt
In welchem Maße lässt sich in Zukunft eine 3,4-Millionen-Stadt wie Berlin mit grünem Strom versorgen? Antworten auf diese Frage zu finden war das Ziel einer gemeinsame Studie der Technischen Universität Berlin, des Energieversorgers Vattenfall Europe und des Technologiekonzerns Siemens. Am Montag stellten die Partner die Ergebnisse der Untersuchung zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der städtischen Infrastruktur der Öffentlichkeit vor.
Die Ziele sind hoch gesteckt, bis zum Jahr 2037, dem 800-jährigen Jubiläum Berlins, soll die Nutzung regenerativer Energien um 23 Prozent steigen. Der Anteil der kohlendioxidfreien Stromversorgung in Berlin soll so im gleichen Zeitraum auf knapp 60 Prozent wachsen. Diese Zahlen sieht das optimistischste der drei in der Studie dargestellten Szenarien vor. Das Eintreten dieses Effizienzszenarios sei aber »realistisch«, betonte Kai Strunz, Professor am Fachgebiet Energieversorgungsnetze und Integration Erneuerbarer Energien an der TU Berlin. Erreicht werden soll dieses Ziel durch die Anwendung und den Ausbau des genannten Smart Grid-Modells. Einem intelligenten Stromnetz, das Windenergie, Solar und Biogasanlagen mit elektrischen Verbrauchern wie Elektrofahrzeugen verbindet und aufeinander abstimmt.
Entscheidend ist die Entwicklung einer intelligenten Steuerung, die die Verknüpfung der Komponenten ermöglicht. Neben der Ausweitung der dezentralen Energieerzeugung durch Wind, Sonne und Biomasse und dem Ausbau kleiner lokaler Stromnetze, stehen vor allem das Vorantreiben der Entwicklung von Elektrofahrzeugen und die Verbesserung der Energieeffizienz bei den Berliner Wohnhäusern auf der Agenda der Forscher. Mit Hilfe einer intelligenten Netzsteuerung, lässt sich ein Elektrofahrzeug auf einen gewünschten Mindestladezustand einstellen, der CO2-Ausstoß kann so um bis zu 14 Prozent verringert werden. Große Einsparpotenziale bestehen auch weiterhin bei der energetischen Sanierung von Gebäuden in der Stadt. Aber auch die Verbraucher sind nach wie vor in der Pflicht, ihren Verbrauch etwa durch das bewusste An -und Abschalten von Elektrogeräten »rational zu steuern«, ergänzte Rainer Knauber, Vattenfall-Generalbevollmächtigter für Berlin.
Die Dringlichkeit der Senkung des Stromverbrauchs wird besonders im globalen Maßstab deutlich. Städte verbrauchen bei weiter steigender Bevölkerung weltweit 75 Prozent der Energie und sind für 80 Prozent der Emissionen verantwortlich. Berlin komme als deutsche Hauptstadtregion dabei eine »Leuchtturmfunktion« zu, erklärte Professor Strunz. Die Voraussetzungen, dieser gerecht zu werden, stünden auf Grund der vorhandenen »Hochschulen und zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen« gut.
Im Märkische Viertel entsteht unterdessen ab heute Berlins erstes reines Biomassekraftwerk.
Fakten zur Stromversorgung in Berlin
- 20 Millionen Steckdosen müssen in Berlin täglich mit Strom versorgt werden.
- Um die fast zwei Millionen Haushalte der Stadt zu versorgen, unterhält der schwedische Stromversorger Vattenfall ein Leitungsnetz mit einer Länge von 35 700 Kilometern.
- Der Jahresverbrauch der Stadt von 25 000 Megawatt wird zu 25 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt.
- In Berlin werden jedes Jahr rechnerisch 5,4 Tonnen Kohlendioxid pro Kopf ausgestoßen. Die Stadt liegt damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt mit einem Prokopfausstoß von 9,2 Tonnen jährlich.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.