Holzhackschnitzel für das Märkische Viertel
Grundsteinlegung für Berlins erstes Biomasse-Heizkraftwerk in Reinickendorf
Der Anlass ist feierlich. Umweltsenatorin Katrin Lompscher (LINKE) legte gestern gemeinsam mit dem Reinickendorfer Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU) und Vertretern von Vattenfall und der Wohnungsgesellschaft Gesobau den Grundstein für das erste reine Biomassekraftwerk Berlins. Ab der Heizperiode 2012/2013 will Vattenfall von hier aus etwa 30 000 Wohnungen und Industriebetriebe im Märkischen Viertel mit Fernwärme versorgen. Bis dahin soll das neue Biomassekraftwerk in die unter Denkmalschutz stehende Hülle des alten Heizkraftwerkes integriert sein. Das Projekt lässt sich der schwedische Energieversorger nach eigenen Angaben in den nächsten Jahren 35 Millionen Euro kosten.
Die 18 Megawatt thermische und fünf Megawatt elektrische Leistung des Kraftwerks werden alleine aus der Verbrennung von Holzhackschnitzeln gewonnen. Als Brennstoff werden Hölzer verwendet, die sich auf Grund ihrer minderen Qualität nicht zur Weiterverarbeitung eignen. Das Rohmaterial in Reinickendorf bildet zerkleinertes Waldrestholz. Vattenfall unterhält zu diesem Zweck eigene so genannte Kurzumtriebsplantagen für schnell wachsende Hölzer, füllt die Bestände bei Bedarf aber auch durch Zukäufe auf.
Umweltsenatorin Lompscher bezeichnete das Biomassekraftwerk als »integriertes kleines Umweltprojekt« und freute sich darüber, dass »Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft« zum Einsatz komme. Seit Oktober 2009 besteht eine Klimaschutzvereinbarung zwischen dem Land Berlin und dem Energieversorger. In der Vereinbarung verpflichtet sich dieser, die Menge der Kohlenstoffdioxid- Emissionen bis zum Jahre 2020 im Vergleich zum Jahr 1990 um 50 Prozent zu reduzieren. Das soll neben Effizienzsteigerungen vor allem durch den stärkeren Rückgriff auf erneuerbare Energien geschehen. Rainer Knauber, Generalbevollmächtigter von Vattenfall für Berlin und die neuen Bundesländern, bezeichnete das entstehende Biomassekraftwerk in einer Pressemitteilung als »weiteren Meilenstein« bei der Erreichung der gesteckten Ziele.
Dies ist jedoch nur durch die Kombination mit anderen Maßnahmen möglich. So ist das neue Kraftwerk auch Bestandteil einer im letzten Jahr geschlossenen Klimapartnerschaft von Vattenfall und Gesobau. Längerfristiges Ziel ist es, die Großsiedlung im Berliner Norden in das erste kohlenstoffdioxidfreies Wohngebiet der Stadt zu verwandeln. Als ersten Schritt hatten Energieversorger und Wohnungsunternehmen bereits den Einbau von intelligenten Stromzählern im Märkischen Viertel vereinbart. Der Einbau ist Voraussetzung für die energetische Sanierung der Siedlung. Bezirksbürgermeister Balzer sieht die Klimaschutzvereinbarungen als Teil der »rasanten Entwicklung« der lange als Brennpunkt verrufenen Hochhaussiedlung. »Es tut sich viel im Märkischen Viertel.«
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