Mini-Börse in der Volksrepublik
In Laos werden die Aktien von genau zwei Unternehmen gehandelt
Verheißungsvolle Omen wurden anlässlich der Eröffnung der Börse in Laos bemüht: Das von südkoreanischen Investoren errichtete Gebäude wurde am 10. 10. 10 eröffnet und der Aktienhandel begann am 11. 1. 11. Seither sind an der Lao Securities Exchange genau zwei Aktiengesellschaften notiert: die staatlich kontrollierte Außenhandelsbank BCEL sowie die eigens zum Zwecke des Börsengangs neu gegründete EdL Generation AG, in der die Anteile der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft an verschiedenen Kraftwerken im Land gebündelt sind.
Damit ist der unter dem Kürzel LSX firmierenden Börse zumindest in Asien der Rang des kleinsten Handelsplatzes nicht streitig zu machen. Selbst auf den Malediven sind doppelt so viele Firmen notiert. Und Bhutan, wo der Wohlstand nicht am Bruttoinlandsprodukt, sondern am nationalen Glücksindex gemessen wird, bringt es auf 21 börsennotierte Firmen.
Die geringe Anzahl ist auf die Regeln zurückzuführen, die die laotische Regierung aufgestellt hat. So dürfen z.B. nicht mehr als zehn Prozent der Anteile an einer Firma einem ausländischen Investor gehören. Diese Bestimmung verhindert beispielsweise den Börsengang der Lao Brewery Company, die das beliebte Beerlao herstellt und zu 50 Prozent dem dänischen Konzern Carlsberg gehört. Auch andere börsentaugliche Firmen sind ganz oder zu großen Teilen in Auslandsbesitz.
Dies macht deutlich, dass die Börse vor allem einheimische Reserven für die Entwicklung inländischer Firmen mobilisieren möchte. Die Regierung ermuntert weitere Staatsfirmen zum Börsengang. Dass die Märkte jedoch anders funktionieren, hat man inzwischen auch in Vientiane begriffen. Schon früh kaufte sich die thailändische Energiefirma Ratchaboury Electricity Generation Holding, die großes Interesse an der Entwicklung von Kraftwerken in Laos hat und auch in mehreren Projekten – darunter dem umstrittenen Mekong-Damm bei Sayaboury – direkt beteiligt ist, bei EdL Generation ein. Eine Lockerung der Bestimmungen schuf die Voraussetzungen dafür, dass die französische COFIBRED im Juli zehn Prozent der Aktien der laotischen Außenhandelsbank übernahm.
Die Euphorie der ersten Börsentage ist längst verflogen. Am 2. Februar, dem Rekordtag, wechselten knapp 3 Millionen Aktien für 3,3 Millionen US-Dollar den Besitzer. Der umsatzärmste Handelstag war bislang der 20. Juni, als 6100 Aktien für spärliche 5100 Dollar gehandelt wurden. Nicht nur der Umsatz ist flau, auch die Kurse sind rückläufig. Waren sie in den ersten hektischen Tagen fast auf das Doppelte gestiegen, so dümpeln sie seit Wochen weniger als zehn Prozent über dem Ausgabepreis dahin. Vielleicht sind die keinem Spiel abgeneigten Laoten enttäuscht von dem gegenüber einem Casino eher emotionslosen Börsengeschäft.
Die Mini-Börse setzt dennoch unbeirrt auf Wachstum – etwa mit der Einführung des Handels per Internet bis zum Jahresende. Bislang hat die laotische Börse rund 6000 Wertpapierdepots eingerichtet. Etwas mehr als die Hälfte davon gehört Laoten. Unter den ausländischen Depotinhabern führen Chinesen (33 Prozent) vor Thais (29 Prozent) und Japanern (14 Prozent).
Der nächste Börsengang ist für den 15. September angekündigt. Dann soll die staatliche Telefonfirma ETL 30 Prozent ihrer Anteile auf den Markt bringen.
Lexikon
Die Lao Securities Exchange (LSX) gehört zu 51 Prozent der Regierung und zu 49 Prozent der Börse von Südkorea, dem viertgrößten Börsenbetreiber in Asien. Die LSX residiert in einem verglasten Gebäude in der Khamphaengmeuang Straße in der Hauptstadt Vientiane; der Bau hat rund 10 Millionen Dollar gekostet. ND
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