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Nun freue dich!
Walter Momper / Der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses verabschiedete sich
Der rote Schal war sein Markenzeichen. Sein Träger wird diesen Winter nicht mehr im Berliner Abgeordnetenhaus die Sitzungen leiten. Walter Momper (SPD), Präsident des Hohen Hauses, verabschiedete sich aus dem politischen Leben und zieht sich mehr oder weniger ins Private zurück. Der 66-Jährige freut sich auf eine Zeit »ohne Terminzwänge«. Nach 32 Jahren Parlament kann man das nur zu gut verstehen.
Der gebürtige Sulinger kann auf eine bewegte politische Karriere zurückblicken. Er wurde gleich mehrfach Teil von besonderen Wandlungen und Ereignissen: 1975 war der SPD-Politiker mit 29 Jahren als damals jüngster Abgeordneter erstmals ins Parlament gewählt worden. Bei den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus im Januar 1989 erzielte die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Momper erhebliche Zugewinne. Mit 37,3 Prozent landete die SPD 0,5 Prozentpunkte hinter der CDU. Am 16. März 1989 wurde er an die Spitze eines Senats aus SPD und Alternativer Liste (AL) zum Regierenden Bürgermeister gewählt. Damit regierte in Berlin erstmals eine rot-grüne Koalition.
Doch der Historiker ging über die Grenzen Berlins und Deutschlands hinaus in die Geschichte ein, als er mit seinem roten Schal an der Seite von Helmut Kohl und Willy Brandt im November 1989 am Brandenburger Tor den Mauerfall erlebte. Sein Satz »Berlin, nun freue dich« ging um die Welt.
Allerdings ging Mompers Karriere keineswegs nur bergauf. Bei der ersten Gesamt-Berliner Wahl 1990 musste er eine Niederlage einstecken und Eberhard Diepgen (CDU) das Amt des Regierungschefs überlassen. Nur zwei Jahre später musste er auch den SPD-Landesvorsitz abgeben. Ursache für den internen Streit der Genossen war der Einstieg Mompers in eine Immobilienfirma in der damals korruptionsverdächtigen Berliner Baubranche. Sein »Comeback-Versuch« 1999 als Spitzenkandidat scheiterte ebenfalls. Mit 22,4 Prozent fuhr der Niedersachse das bis dahin schlechteste SPD-Ergebnis ein.
Nach den Höhen und Tiefen in der Politik will sich Momper nun seiner privaten Projektentwicklungsfirma, seiner Frau und dem guten Leben widmen. Na dann: Momper, nun freue dich!
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