Auf »Flüstergleisen« nach Adlershof

Die neue Straßenbahnstrecke in die Wissenschaftsstadt wird eingeweiht

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Sonntag wächst das Berliner Straßenbahnnetz um 1,5 Kilometer. Dann nimmt die BVG die neue Strecke vom S-Bahnhof Adlershof in die Wissenschaftsstadt in Betrieb. Die Straßenbahnen der Linien 60 und 61 fahren dann über Rudower Chaussee und Max-Born-Straße drei Haltestellen weiter zur Karl-Ziegler-Straße, wo neben einer riesigen Solaranlage Endstation ist.

Auf diese Verbindung haben die mittlerweile 14 000 Beschäftigten und 7000 Studenten an diesem High-Tech- und Medienstandort lange warten müssen. Ursprünglich sollte sie schon 1999 in Betrieb gehen, doch dann stoppte der Senat das Projekt, weil er es für unwirtschaftlich hielt und ihm das Geld ausging. Erst 2007 wurde im letzten Moment, bevor die Baugenehmigung verfiel, der Weiterbau beschlossen. Rund 13 Millionen Euro investierte Berlin in die neue Strecke. Dabei musste insbesondere auf die sensible Nachbarschaft Rücksicht genommen werden. Um die empfindlichen Messgeräte in den Instituten nahe der Trasse nicht zu beeinflussen, wurden in der Max-Born-Straße schwingungsgedämpfte »Flüstergleise« verlegt.

Auf dem neuen Abschnitt rechnet die BVG mit etwa 10 000 Fahrgästen täglich. Die können in 20 Minuten die Köpenicker Altstadt oder in 30 Minuten den Müggelsee erreichen. Die beiden Linien fahren alle 20 Minuten und ergänzen sich so zu einem Zehn-Minuten-Takt. Am S-Bahnhof Adlershof besteht eine bequeme Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn, da die Bahnen jetzt direkt unter der S-Bahn-Brücke halten. Die BVG setzt zunächst Tatra-Fahrzeuge ein, da die Strecke im Bereich Köpenick noch nicht für behindertengerechte Niederflurbahnen ausgebaut ist.

Geht es nach dem Fahrgastverband IGEB, müsste die neue Strecke sofort zum Bahnhof Schöneweide verlängert werden. »Erst dann macht sie richtig Sinn«, sagt IGEB-Vizechef Jens Wieseke. »An diesem Bahnhof gibt es eine Vielzahl von Umsteigemöglichkeiten zur S- und Regionalbahn sowie Bus- und weiteren Straßenbahnlinien.« Damit wäre auch eine direkte Verbindung zwischen der Wissenschaftsstadt Adlershof und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Oberschöneweide möglich.

Bei Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) steht diese Verlängerung aber nicht sehr weit oben in der Prioritätenliste. Überhaupt kommt der Ausbau des Tramnetzes nur langsam voran. Die nächste Neubaustrecke könnte Ende 2013 zwischen Nord- und Hauptbahnhof eröffnet werden, dann mit sieben Jahren Verspätung. Derzeit untersucht die Verwaltung, ob die Tram vom Alex zum Kulturforum verlängert werden kann. In der Leipziger Straße liegen bekanntlich schon ein paar Meter Gleis.

Dafür können sich die Berliner auf neue Straßenbahnen freuen. Seit 2008 werden die Prototypen in Berlin getestet, am 10. September präsentiert die BVG auf dem Alex die erste »Flexity« aus der Serienproduktion. Ende September soll sie in Betrieb gehen, danach weitere 98 Bahnen.

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