Knöterich ist nicht nur ein Wüterich

GARTEN: Von 20-Zentimeter-Zwergen bis zu 15-Meter-Riesen

  • Brigitte Müller, Hobbygärtnerin und Umweltautorin
  • Lesedauer: 3 Min.

Sprüche aus Kindertagen, mit dem Erwachsene uns trösteten, wenn mal ein Missgeschick passiert war, man traurig die Reste einer Vase zusammenfegte oder den Dreckfleck im Kleid zu verbergen suchte: Macht nichts, es gibt Schlimmeres oder Scherben bringen Glück.

Sie fallen mir bei dem drolligen Sommer immer wieder ein. Begegnen wir seiner Unlust doch lieber mit Humor statt mit Miesepetrigkeit. Dass sich diese Ausgabe einer Jahreszeit, deren Name auf Sonnenschein beruht, laut Wetterprognose dauerhaft in die Hängematte verabschiedet haben soll, stimmt nicht wirklich traurig. Da hätte doch der Herbst ungeahnte Möglichkeiten, schon vorzeitig zu kalendarischen Spätsommertagen sich in bester Form mit wärmenden Sonnenstrahlen und Farbenrausch zu präsentieren. (Man soll die Hoffnung nie aufgeben!)

Sonnenbraut (Helenium) und Sonnenhut (Rudbeckia), das Spätsommer- und Herbstduo, lassen sich auch nicht vom mangelnden Sonnenschein davon abbringen, unermüdlich mit ihren leuchtenden Blütenköpfen Licht in den Garten zu bringen. Nicht weniger emsig zeigt sich der Knöterich. Er hat zwar einen schlichten Namen (die botanischen Bezeichnungen Fallopia, Persicaria oder Polygonum sind da schon klangvoller), dafür trumpft er als Dauerblüher bis weit in den Herbst mit seinen Blütenähren auf, umschwärmt von Insekten. (Foto: B. Müller)

Die Knöterichfamilie ist sehr heterogen; sie hat von Zwergen, die sich nur etwa 20 Zentimeter aus der Erde wagen, bis zu Riesen, die sich die Welt gern aus 12 bis 15 Meter Höhe betrachten, alles zu bieten. Nicht weniger vielgestaltig zeigt sie sich in der Blütenform, die von kuglig über ährenförmig bis zu lockeren Rispen reicht; weiß, rosa, rot sind ihre Lieblingsfarben. Gemeinsames Merkmal der Gattung, ob groß oder klein, sind die Verdickungen, Knoten an Stängel bzw. Stamm, worauf wahrscheinlich der Name Knöterich basiert. Für Gartenfreunde interessant dürfte besonders Persicaria sein, die weit über 50 Arten zu bieten hat, von Einjährigen bis zu Halbsträuchern, die fast überall heimisch sind.

Die Riesen unter den Knöterichen kommen dagegen aus Asien; das heißt, sie wurden als Zier- und Futterpflanze im 19. Jahrhundert von, ob ihrer gewaltigen Erscheinung, beeindruckten Menschen nach Europa und Nordamerika gebracht. Der meterhohe japanische Staudenknöterich hat sich allerdings durch aggressiven Ausbreitungsdrang über Rhizome zur Gefährdung heimischer Flora entwickelt. In der Schweiz sind deshalb seine Vermehrung und Anpflanzung verboten. Denn Rotwild, das ihn fressen sollte, was als ein Grund seines Importes genannt wird, verschmäht ihn. Einfacher zu beherrschen ist der chinesische Schlingknöterich, der sich an einem stabilen Gerüst in die Höhe schwingt, locker acht Meter im Jahr wächst. Er wird deshalb auch gern zur Begrünung von großen eintönigen Fassaden eingesetzt, was ihm den Beinamen Architektentrost einbrachte. Er muss allerdings durch starken Rückschnitt gezügelt werden.

Mit den kleinen Knöterichen, auch wenn sie aus dem Himalaja stammen, gibt es wenig zu tun: Sie blühen einträchtig neben heimischen Sorten, so dass man gut ein Beet mit verschiedenen Exemplaren, reizvoll wegen der unterschiedlichen Blütenform, gestalten kann. Über viele Wochen blüht es so auch an weniger günstigen Standorten, die allerdings nicht zu trocken werden dürfen. Glockenblumen, hohe Gräser, Storchschnabel, Ehrenpreis können dazugesellt werden.

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