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Obstbauern wollen Hilfe – keine Ministerzusage
Missernte: 2,5 Millionen Euro gefordert / Einigen der Vollerwerbsunternehmen droht das Aus
Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) sieht keine Chance, den von einer Missernte betroffenen Obstbauern finanziell zu helfen. Er habe kein Geld und dürfe auch nicht ohne weiteres eine Unterstützung gewähren, sagte der Minister am Montag in Gransee (Oberhavel) zum Start der märkischen Kernobstsaison. Die Obstbauern melden einen Ernteausfall in Höhe von 12 Millionen Euro. Abzüglich der Kosten gebe es einen Verlust von 2,5 Millionen Euro, sagte Gartenbau-Präsident Jörg Kirstein. Sollte es vom Land keine finanzielle Unterstützung geben, würden einige der rund 80 Vollerwerbs-Unternehmen den Betriebe einstellen.
»Das Geld ist auf jeden Fall in meinen Bereich nicht vorhanden«, antwortete der Minister auf die Forderung. Wenn es eine Unterstützung gebe, dürfte sie sowieso nur bei Existenzbedrohung gewährt werden. Vogelsänger verwies darauf, dass das Geld seines Hauses zur Kofinanzierung von EU-Projekten und für Sonderprogramme fest verplant sei. Er appellierte an die Verbraucher, zur Stärkung des Agrarbereichs vor allem heimische Produkte zu kaufen.
Trotz der Absage des Ministers an eine Unterstützung sucht der Gartenbauverband weiterhin das Gespräch mit der Politik. »Die Hoffnung stirbt zuletzt«, sagte Kirstein und bekräftigte: Das von Vogelsänger angekündigte Vorziehen der Auszahlung von EU-Prämien sei keine Lösung des Problems.
Vor allem die großen märkischen Anbauregionen sind betroffen. »Es gibt regional aber erhebliche Unterschiede«, sagt Margarete Löffler vom Landesverband Gartenbau Brandenburg. Während in der Region Oberhavel die Ausfälle rund 20 Prozent betragen, seien im Havelland mehr als 75 Prozent und im Barnim und Märkisch-Oderland über 80 Prozent des Kernobstes von der Kälte vernichtet worden. In vielen Gebieten werde es kaum Angebote zum Selbstpflücken geben. Den kargen Ertrag verkaufen die Bauern meist selbst in ihren Hofläden.
Wegen fehlender Finanzmittel mussten einige Unternehmer schon Mitarbeiter entlassen, berichtete Verbandsgeschäftsführer Andreas Jende kürzlich. Sind die Fachkräfte einmal weg, könnten sie meist nicht mehr zurückgeholt werden. Im märkischen Obstanbau sind laut Verband bis zu 5000 Menschen tätig.
Befürchtet wird auch, dass die Frostschäden eine neue Periode der Flächenstilllegung forcieren. In den letzten Jahren hätten die Landwirte kaum Geld für Investitionen gehabt, so für Neuanpflanzungen. »Junge Bäume brauchen bis zur richtigen Ertragsreife vier bis fünf Jahre«, berichtet Löffler. Eine lange Zeit, die nicht immer mitgebracht wird.
In den vergangenen Jahren ist bereits viel Obstanbaufläche verloren gegangen. Pachtverträge sind ausgelaufen oder Bauern zogen sich aus Altersgründen zurück. Bringt der Obstanbau nichts mehr ein, dann könnte auf den Anbau für Bioenergie umgesattelt werden. Auf diese Weise fielen in den letzten zehn Jahren bereits rund 900 Hektar weg, sagte der Vorsitzender der Fachgruppe Obst, Manfred Kleinert. Im Augenblick werden noch 2800 Hektar für den Obstanbau genutzt.
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