Rund eine Million Rumänen weniger

Volkszählung ergab erheblichen Bevölkerungsverlust

Rumänien hatte am 18. März dieses Jahres 21698181 Einwohner. Das sind ungefähr eine Million oder 4,2 Prozent weniger als 1992. Für Regierungschef Adrian Nastase ist das ein Alarmzeichen.

Im ersten Halbjahr 2002 fand in Rumänien eine Volkszählung statt, deren vorläufige Ergebnisse kürzlich bekannt gegeben wurden. Weder die Politik noch die Öffentlichkeit hatten mit einem derart großen Bevölkerungsverlust gerechnet. Doch die gewachsene Zahl der Sterbenden übertrifft die sinkende der Neugeborenen beträchtlich. In Analysen wird diese Situation mit den sozialen und ökonomischen Bedingungen nach 1990 verknüpft. Die Hauptverwerfungen ergeben sich demnach aus der Verarmung der Bevölkerung. Als weitere Ursache wurde die Migration ermittelt: Die Differenz zwischen Ausgewanderten und nach Rumänien Eingewanderten betrug 130000. Experten verweisen darauf, dass dies der bisher größte Rückgang in Friedenszeiten ist, und fordern eine Politik, die allen Bürgern ein bescheidenes Lebensniveau sichert und den »Krieg des Übergangs« gegen die Bevölkerung beendet. Auffällig ist außerdem, dass die Bevölkerung stark altert. Das Zahlenverhältnis zwischen Älteren und Jüngeren verschlechtert sich ständig. Andererseits ist die Lebenserwartung gesunken. Männer werden im Durchschnitt nur noch 66 Jahre alt, Frauen 73 Jahre. So ist der Anteil der Frauen an der Gesamtbevölkerung von 50,8 Prozent (1992) auf 51,2 Prozent gewachsen. Während der Anteil der auf dem Lande Lebenden von 45,7 auf 47,3 gestiegen ist, sank die Einwohnerzahl Bukarests von rund 2,3 Millionen auf 1921751. Die Zählungsergebnisse werden sehr kritisch kommentiert. Rumänien könne es sich »nicht leisten, alle zehn Jahre eine Million Menschen weniger zu haben«, stellte Ministerpräsident Nastase fest. Die Regierung will »Stimuli für die Erhöhung der Bevölkerungsdynamik« erarbeiten. Als Rumänen bezeichneten sich übrigens 89,5 Prozent der Gezählten. Vom Rückgang der Bevölkerungszahl in den letzten zehn Jahren waren Rumänen und andere Ethnien gleichermaßen betroffen. Doch gibt es beträchtliche Verschiebungen: Die Zahl der Roma ist um 134163 gestiegen, und auch Türken (2764), Kroaten (2701), Griechen (2573) und Italiener (1975) verzeichnen einen Zuwachs. Dagegen beklagen Ungarn (minus 190582), Deutsche (minus 59374), Serben, Ukrainer und Juden einen Rückgang. Heute machen die 1434377 Ungarn 6,6 Prozent der Bevölkerung aus, gefolgt von den 535250 Roma (2,5 Prozent), 61091 Ukrainern und 60088 Deutschen (je 0,3 Prozent). Insgesamt leben in Rumänien Angehörige von mehr als 25 Ethnien. Im Bezirk Harghita bilden Ungarn 84,6 Prozent der Einwohnerschaft, im Bezirk Covasna sind es 73,8 Prozent. In weiteren vier Bezirken Transsilvaniens (Siebenbürgens) hat die ungarisc...

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