Nomaden im Palast

Viele Kasachen leben noch heute nach alter Tradition. Die Moderne hat aber vor den Dörfern nicht Halt gemacht

  • Maya Kristin Schönfelder
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Vor zehn Jahren lebte Murat Esdauletow ohne Strom und fließend Wasser in den Bergen. Heute erinnern nur das Sitzpodest und die Feuerstelle im Hof daran, dass auf diesem Anwesen Nomaden leben. Denn Murat ist heute ein reicher Mann. Reich an Geld und reich an Kindern.

Landschaft nahe Daubaba.
Landschaft nahe Daubaba.

Als die Sowjetunion 1991 auseinanderfiel, war Murat Esdauletow 29 Jahre alt. Er hatte seinen Armeedienst noch in der Sowjetarmee abgeleistet und machte an der Agrar-Fachschule von Wanowka, einer Kreisstadt im Gebiet Südkasachstan nahe der Stadt Shimkent, eine landwirtschaftliche Ausbildung. Später arbeitete er als Traktorist in einer Kolchose, die auch seinen Eltern Lohn und Brot sicherte – bis zu den politischen Veränderungen in der Sowjetunion. »Mit der Perestroika begann das Chaos in Kasachstan, mit der Unabhängigkeit kam die Armut dazu«, erzählt Esdauletow, ein stets verschmitzt wirkender Mann, dessen Russisch klingt wie ein Echo aus einer anderen Zeit. Nicht nur weil Murat auf seinem Hof vor zwei großen weißen Häusern steht, die vom Wohlstand ihres Besitzers künden.

Den Deutschen nennen sie »Gitler«

Murats neue Heimat ist der Aul (Nomadendorf) Daubaba, am Fuße des Gebirgszugs Tallasky Alatau in Südkasachstan. Das Gebiet ist da...


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