- Brandenburg
- Brandenburg
Schneekoppe in Sicht
In den Rauener Bergen entstand ein Aussichtsturm
Eine schmale Straße schlängelt sich vom Ortsrand von Rauen hinauf in die Rauener Berge. Um die Landschaft zu schützen, gehört der Weg allein den Forstleuten und Wanderern. Private Spritztouren mit dem Auto sind hier nicht gestattet. Fast oben angekommen, sind rechter Hand die beiden berühmten Markgrafensteine nicht zu übersehen, von denen der augenscheinlich große Granitfelsen der kleine genannt wird und der kleine der große. Denn 1827 wurde auf königlichen Befehl und nach Vorstellungen Schinkels der große Brocken dreigeteilt. Das mittlere Stück formte man zu einer riesigen Schale, die seit 1834 im Berliner Lustgarten zu betrachten ist. Ein Schild des Forstamtes weist auf die Geschichte der Steine hin.
Nach wenigen hundert Schritten gelangt man – vorüber an einer umzäunten Antennenanlage – zum Areal des neuen Aussichtsturms. Aus 46 Tonnen Stahl hat eine Firma das Gerüst geformt und fest in Beton verankert. Der alte hölzerne Turm sei vor vielen Jahren wegen Altersschwäche abgerissen worden, sagt Hans-Joachim Schröder, Amtsvorsteher in Spreenhagen. Zudem hatten die Bäume die Plattform überwuchert, so dass die Gipfel die Sicht verdeckten.
Ursprünglich wollte man den neuen Turm auf einer 300 Meter entfernten Anhöhe errichten. Das Bergbauamt machte aber in unmittelbarer Nähe einen Hohlraum aus, der offenbar entstanden war, als in den Rauener Bergen einst noch Braunkohle gefördert wurde. Unter gewissen Umständen wäre damit zu rechnen gewesen, dass die Stahlkonstruktion irgendwann in der Schräge gestanden hätte. Und einen schiefen Turm von Rauen – den wollte man freilich nicht. So entschied man sich für jene näher an den Markgrafensteinen befindlichen Anhöhe.
Morgen soll bei einem kleinen Festakt im Walde der Turm seine Weihe bekommen. Der Bau kostete rund 434 000 Euro. Die EU steuert etwa 205 000 Euro bei, das Land Brandenburg gab 106 000 Euro. Reichlich 122 000 Euro brachte die Gemeinde Spreenhagen auf. Rauen gehört zu dieser Gemeinde. Engagiert hat sich auch ein Turmförderverein.
Nun steht also der knapp 40 Meter hohe Turm samt einer Antenne für den Digitalfunk der Polizei und einer Kamera, mit deren Hilfe Waldbrände frühzeitig entdeckt werden sollen. Von der Aussichtsplattform soll man aus fast 200 Metern über Normalnull bei klarer Sicht über den Scharmützelsee, nach Frankfurt (Oder) und bis zum Berliner Fernsehturm schauen können. Es wird sogar behauptet, dass ein Blick bis zur Schneekoppe im Riesengebirge möglich sei. Nachprüfen ließ sich das bislang nicht, weil der Zugang noch geschlossen ist. Von dem Moment an jedoch, an dem das Band zerschnitten wird, darf man bis zum Sonntag kostenlos auf den Turm. Später gelangt man nur noch durch eine Drehtür auf die 200-stufige Treppe. Besucher müssen dann einen Euro entrichten.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!