Der Obatzde und der Schatten der Weißwurst
Streit um regionalen Schutztitel für Lebensmittel geht vor das Bundespatentgericht
Weißwurst, Blutwurz, Obatzda – das ist nur eine kleine Auswahl aus jener kulinarischen Vielfalt, an der sich im Freistaat Einheimische und Zugereiste unter weiß-blauem Himmel gerne laben. Doch jetzt steht im Herbst, wenn die Kastanien in den bayerischen Biergärten zu Boden fallen, Streit an in München. Um den Obatzdn. Der nämlich soll als »geografische Angabe« geschützt werden. Dagegen hat eine Firma aus Baden-Württemberg Einspruch eingelegt. Sie produziert ihren Obatzdn im Allgäu, nur fünf Kilometer hinter der bayerischen Grenze. Am 22. September wird im Bundespatentgericht die Entscheidung fallen.
Das grammatikalische Beugen des Obatzdn ist eine jener sprachlichen Feinheiten, an denen der Nichtbayer gerne scheitert – jedenfalls in den Augen seiner bayerischen Nachbarn. So lautet die exakte Bestellformel nicht: »Einen Obatzda, bitte«. Sondern eben: »Einen Obatzdn, bitte«. Ansonsten ist viel definitorischer Freiraum rund um das Käsegericht. Bei der Schreibweise etwa. »Obatzda«, O’bazda« oder »Obazda« – wer will hier richten? Und was gehört hinein, in den Käsebrei? Sicherlich Camembert, aber mit Kümmel und einen Schuss Bier? Paprika, gewiss – aber auch Zwiebeln und Petersilie? Es umgibt den Obatzdn eine gewisse Sphäre des – gleichwohl um einen festen inneren kulinarischen Kern kreisend – Unbestimmten. Ist das jetzt typisch bayerisch?
»Unbedingt ja«, meint Maria Linderer, Geschäftsführerin der Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft. Dort haben sich Erzeuger, Molkereien, Handel und Verbraucher zusammengeschlossen. Der V...
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