Unter Feinden
Die »junge Welt« lud zur Diskussion über ihre umstrittene Titelseite zum Mauerbau
Die »junge Welt« hält ihre Titelseite zum Mauerbau für eine gelungene Provokation und fühlt sich als Opfer einer Hetzjagd. Wer etwas anderes meint, hatte Donnerstagabend in Berlin nicht viel Freude.
Nach einer Stunde wird das Podium geöffnet. Ein Mann um die Vierzig bekommt das Mikro. Er soll nach vorne kommen, was ihm unangenehm ist, er stehe nicht gern im Mittelpunkt, murmelt er. Er will etwas zur »jungen Welt« und ihrem »Danke«-Titel zum Mauerbau sagen. Darum geht es am Donnerstagabend im Ladenlokal der Zeitung in Berlin. »Ich möchte vielleicht kurz ein paar Worte zu meiner Biografie... « – weiter kommt er nicht. Als hätten die Zuhörer darauf gewartet, geht ein Aufstöhnen durch den proppevollen Raum. »Ach nö.« Ein »DDR-Geschädigter«, die kennt man ja. Die Abwehr wirkt. Der Mann lässt es weg.
Er ist ein »jw«-Leser. Alle – es sind wenige – die an diesem Abend die Provokation der »jw« zum Mauerbau als unerträglich bezeichnen, sind links, Leser und auch Autoren der »jw«. Nur, im Gegensatz zu vielen im Raum, haben sie an der DDR auch deutliche Kritik. Hier werden sie behandelt, als seien sie Feinde, politische Gegner, die nur dar...
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