Männer leben konsequent ungesund

Der Bezirk Lichtenberg untersuchte zum dritten Mal das »starke Geschlecht«

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 2 Min.

Männer werden vernachlässigt. Wenn es um die Gesundheitsvorsorge geht, werden sie bis heute zu wenig berücksichtigt. Diese Erkenntnis nahm die Soziologin Dr. Sandra Born zum Anlass, mit einem Team im Bezirk Lichtenberg nach den Gründen zu forschen. Born ist Leiterin der Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit im dortigen Bezirksamt. Die Ergebnisse wurden in Männergesundheitskonferenzen untersucht und in Berichten dokumentiert, 2011 zum dritten Mal..

»Männer sind anders krank als Frauen«, berichtet Sandra Born, »und das nicht nur in jungen Jahren.« Den Untersuchungen zufolge leben Männer ungesünder als Frauen, aber konsequenter. Diese Konsequenz reiche vom Abgewöhnen des Nikotingenusses bis zum Suizid. »Wenn ein Mann die letzte Zigarette rauchen will, dann setzt er das meist auch schnell um.« Beim Suizid ist es laut Born ähnlich. »Wenn ein Mann mit diesem Gedanken zur Waffe greift, drückt er größtenteils auch ab.«

Unter dem Titel »Man(n), wie geht's?« sind die Ergebnisse des dritten Lichtenberger Männergesundheitsberichts zusammengefasst. »Eine neue Perspektive für die Gesundheitsförderung« verheißt der Untertitel. Sandra Born fordert dabei auch eine intensivere Gesundheitsvorsorge für (ältere) Männer. »Für Frauen gibt es das ja schon lange, aber die Männer wurden dabei vergessen«, so Born. Das resultiert nach Ansicht der Soziologin unter anderem aus den Gründerzeiten des Feminismus.

Nachdem in den vorhergegangenen Gesundheitskonferenzen über das differenzierte geschlechterspezifische Gesundheitsverhalten diskutiert wurde, drehte sich bei der aktuellen Konferenz alles um »ältere Männer«. Wer kann sich zu denen zählen? Born klärt auf: »Das beginnt bei 55 Jahren.«

Auch Sucht im Alter war ein Thema. »Männer gewöhnen sich schneller an Drogen und werden eher medikamentenabhängig«, berichtet die Soziologin. »Nach all der Theorie wollen wir nun so schnell wie möglich die Männergesundheitsvorsorge vorantreiben«, wünscht sich Sandra Born. Bis dahin sollte sich das »starke Geschlecht« öfter selbst die Frage stellen: Mann, wie geht's?

Männergesundheitsbericht im Internet: www.lichtenberg.berlin.de

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